P. Breulmann über die Wunden und Wunder Berlins – Chor aus dem Unterallgäu zu Gast
Der Sonntagabendgottesdienst von P. Breulmann wurde am Abend des denkwürdigen Wochenendes vom neunten und zehnten November von dem Kirchenchor Maria Himmelfahrt aus Türkheim im Unterallgäu umrahmt. Der Chor unter der Leitung von Herrn Franz Eimansberger sang das Ordinarium aus der Missa Secunda von H.L. Hassler.
In seiner Ansprache, die ihren Ausgangspunkt bei der Lesung aus dem 2. Makkabäerbuch nahm, kam P. Breulmann auf die eigentümliche Hoffnung auf Auferstehung zu sprechen. Kann man diese Hoffnung auch in einer so säkularen Stadt wie Berlin finden. Berlin sei – so P. Breulmann, ein Zitat aufgreifend – „die Stadt der Wunden und der Wunder“. Gerade dieses Wochenende mit dem Jahrestag der Reichsprogromnacht, aber eben auch dem Fall der Mauer belegt dies.
Jürgen Habermas, der nach eigenen Angaben „religiös unmusikalische“ Philosoph, ist der Ansicht, dass sich viele bisher religiöse Inhalte heute in säkularen Inhalten verflüchtigt haben. Aber nicht ganz, nicht 100%. Die Philosophie vermisst nach Habermas etwas. In einem anderen Kontext schreibt Habermas, dass es die „Hoffnung auf Resurrektion“ ist, die fehlt und nicht eins zu eins ins Säkulare übertragen werden kann.
Zwar sei das Böse schneller als das Gute. Die Kriminalisten kommen erst am Tag nach dem Verbrechen an den Tatort. Dafür kommt das Gute zurück und verschwindet nicht einfach. Auch dafür liefert der Alltag viele Belege.
An einigen kleinen Beispielen erläuterte P. Breulmann, dass auch und gerade in säkularen Kontexten Auferstehungserfahrungen möglich sind. Es seien nur „kleine Ergänzungen“, die wir Christen oft nur beisteuern können, aber ohne sie sind wir nicht „vollständig“. Etwa ein Kirchengebäude, das von dieser Auferstehungshoffnung erzählt, auch wenn nur wenige den Weg hineinfinden und man es nur von außen sieht.
Die spannendsten Fragen sind die, die man nicht beantworten kann, so. P. Breulmann. Etwa: Wer ist der Mensch? Es ist unsere Aufgabe als Christen solche Fragen offen zu halten und auf die kleinen Zeichen von Auferstehung auch in säkularen Orten wie Berlin hinzuweisen. Er schloss mit einem Wort von Theodor W. Adorno am Schluss seiner Minima Moralia. Dort ruft er dazu auf die Welt vom „Standpunkt der Erlösung“ aus zu betrachten.
Von einem solchen Standpunkt sollten wir auch Berlin betrachten, sonst bleibt „nur Technik und Konstruktion“. Wer wenn nicht wir Christen sollten diesen Blickwinkel einbringen?
Mit dem bei P. Breulmann üblichen Weihrauchritual ging ein musikalisch hochkarätiger, thematisch nachdenklicher und spirituell ergreifender Gottesdienst zu Ende…
P. Manfred Hösl SJ