Nach einer ganzen langen Weile der Unterbrechung freuten sich viele, heute Abend endlich wieder das Sakrament der Versöhnung auf die etwas andere Weise empfangen zu dürfen. Diesen Weg des Bußsakramentes kennt die Gemeinde St. Canisius schon seit einigen Jahren. Er orientiert sich ganz eng entlang der Perikope des barmherzigen Vaters aus dem Lukasevangelium. Da ist der verlorene Sohn, der sich von seiner Familie entfernt, um seine eigenen Erfahrungen im Leben zu machen. Leider geschieht ihm – auch durch Selbstverschulden – einiges Missgeschick. Innerlich zur Ruhe und zum Nachdenken kommt er erst in der Situation des Schweinehütens. Er erinnert sich an sein Zuhause und an seinen überaus gütigen Vater und es wächst in ihm die Sehnsucht, nach Hause zurückzukehren. Er bricht auf und – ich vermute – er traut seinen Augen nicht, als sein Vater ihm auf halber Stecke schon entgegenläuft, um ihn ohne sich um eine Entschuldigung zu kümmern, einfach liebevoll in die Arme schließt.
In unserer Feier machen wir eine ähnliche Erfahrung. Mit Hilfe von Stuhlinstallationen entdecken wir eigene Beziehungsstörungen, unseren eigenen Sumpf. Die Sehnsucht, wieder zurück in die Liebe zu finden, wächst. Alle sind eingeladen aufzubrechen, um umzukehren. Die anwesenden Priester folgen den Spuren Jesu und kommen dem Leidenden und Hilfesuchenden schon entgegen. Die Körperhaltungen der Betroffenen sind wie Worte, die nach Erlösung rufen. Corona lässt es nicht zu, die Einzelnen physisch wieder aufzurichten. Ihnen die Lossprechung zuzusprechen und das „welcome home“ tut aber das Seine. Dankbare Augen-Blicke treffen mich am Ende der Feier. In meinen Ohren klingt noch das „Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil“ des Schlussliedes. Möge es uns allen entgegenkommen!
Paula von Loë