Weihnachtsmagazin 2024

Unsere Autor*innen

Jannik Abt
studiert katholische Theologie und Politikwissenschaften in Bonn und ist dabei immer auf der Suche nach dem lieben Gott in der Welt der Politik. Aufgewachsen im Rheinland zog es ihn nach dem Abitur nach Berlin, wo er in St. Canisius eine Gemeinde und geistliche Heimat fand, daher bleibt er auch aus dem rheinländischen Exil St. Canisius eng verbunden. 

Marcus Bartelt
ist vertreten im Pfarreirat der Pfarrei „Christi Auferstehung“, Mitglied des Kirchenvorstandes und Teil der „AG Öffentlichkeitsarbeit“. Aufgewachsen in Eichkamp war Heilig Geist schon die Gemeinde seiner Kindheit. Nach vielen Irrungen ist er vor 7 Jahren wieder zu ihr zurückgekommen.

Das Bild zeigt den Autor mit seiner Mutter, im Hintergrund die legendäre Wand aus Glasbausteinen.

Christine Funk
„Zwischen meinem Wohnort Babelsberg und dem Ort meiner Arbeit, Karlshorst, fühle ich mich seit vielen Jahren St. Canisius heimatlich verbunden. Ebenso ist mir Neukölln ein vertrauter Ort, wo ich mit meinem freiwilligen Engagement bei SOLWODI-Berlin häufig bin. In Straßenexerzitien lasse ich gern meine Ahnung verstärken, dass Gottes Geistkraft konkret ist und sich auf der Straße und überraschend ereignet.“

André LeJeune
ist Mitglied der Imkergruppe der Salvatorkirche sowie Sänger im Kirchenchor von St. Karl-Borromäus, der B-Naturalpraise-Band und Teil der „AG Öffentlichkeitsarbeit“. Aufgewachsen in Schmargendorf war St. Karl Borromäus/Salvator schon die Gemeinde seiner Kindheit (wobei wir nach St. Bernhard Dahlem verwiesen wurden). Von 1984-1992 wohnte er in Lichterfelde, wo er der Gemeinde Heilige Familie angehörte, in der er auch heute noch Mitglied des Gemeinderats ist.

Steffen Naumann
ist Initiator der Gruppe für Christliche Meditation der Gemeinden St. Karl Borromäus und St. Salvator und stellvertretender Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung St. Karl Borromäus – Salvator. Er meditiert seit seinen Studientagen und war von 2021-2024 Mitglied des Kuratoriums der World Community of Christian Meditation, zeitweise dessen Vorsitzender. Er war in leitender Funktion in großen Familiengesellschaften tätig, arbeitet heute als Aufsichtsrat, Investor, Mentor und Coach und bietet Veranstaltungen zum Thema „Meditation und Führung“ an.

Kerollous Shenouda
ist stellvertretender Direktor des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes und Vertreter des Erzbistums Berlin in der Härtefallkommission. Er ist koptisch-orthodoxer Christ und hat BWL studiert und lebt seit 2016 in Deutschland.

Jörg Trotzki
„Ich bin waschechter Berliner. Ich habe die Stadt nie verlassen, außer im Urlaub. Als Redakteur für Funk und Fernsehen bin ich mit ihr groß geworden und kenne sie – bei aller Bescheidenheit – nahezu aus dem Effeff. Vor 20 Jahren bin ich nach Wilmersdorf gezogen. Der Liebe wegen. Meine Kinder sind in der St. Karl Borromäus getauft worden, einer von ihnen wurde dieses Jahr hier gefirmt. Warum die Zeit „rennt“, habe ich bis heute nicht ergründen können…“

Artikel, die es nicht mehr in Magazin geschafft haben

Advent ist nicht nur im Dezember – Advent ist immer.

Advent ist eine spannende Zeit, die mal mit viel Geduld aber oft ungeduldig gestaltet wird! In meiner Heimat ist es Tradition, dass zum Weihnachtsfest jeder neuen Kleidung trägt. Erinnere ich mich an meine Kindheit, so sehe ich vor mir einen ungeduldigen Jungen, der kaum erwarten konnte, dass die Weihnachtskleidung besorgt wurde. Ich zählte buchstäblich ungeduldig die Tage, wann Weihnachten endlich kommt, damit endlich das Geheimnis gelüftet werden würde, welche Ausstattung ich bekäme und dass ich endlich in meinem nagelneuen Outfit mich kleiden könnte. Eine spannende Zeit also, die mit aktiven geduldigen oder auch mit ungeduldigen Warten zu tun hat. 

Warten…

Das kennen wir alle. Ein jeder von uns, in ganz unterschiedlichen Situationen.

Warten! Das tun wir meist nicht gern. Wir warten auf den Zug, der mal wieder Verspätung hat. Warten darauf, dass die Freunde endlich pünktlich beim vereinbarten Treffpunkt erscheinen, dass ein Wunsch in Erfüllung geht… Ja, Warten ist Teil unseres Lebens. Warten kann auch etwas Spannendes und Aufregendes sein: Wann ist denn endlich mein lang ersehnter Urlaub oder wann ist Heiliger Abend? Ein Liebespaar, dass sehnsüchtig die Tage bis zum Wiedersehen zählt; die Eltern die ungeduldig auf die Geburt ihres Kindes warten; Zeiten werden erhofft, die „Wie ein Fest nach langer Trauer“ sind. Gespannte Erwartung, gepaart mit Vorfreude und der Hoffnung auf etwas Schönes und Gutes.

Dann gibt es aber auch noch das ängstliche Abwarten:  Wie wird die Untersuchung ausfallen? Wann bekomme ich das Ergebnis? Wann meldet sich denn endlich meine Familie? Es wird doch nichts passiert sein? Wann bricht endlich der Tag an, im Dunkel dieser finsteren Nacht?

Warten fällt uns Menschen von Haus aus schwer. Wir sind ein Stück weit machtlos, uns sind in Manchem die Hände gebunden. Wir sind abhängig von anderen Menschen, von äußeren Umständen und manchmal auch einfach nur vom Naturgesetz: „Hetz mal den Apfel reif“ sagte einmal Manfred Hinrich. Warten zwingt uns für eine geraume Zeit loszulassen, abzulassen vom Einfluss nehmen wollen, zwingt uns anzuerkennen, dass sich manche Dinge einfach nicht beschleunigen lassen. Geduld ist hier gefragt!

Ja, Warten in Geduld oder Ungeduld!? Ein ständiger Begleiter in unser aller Leben!

Ganz besonders jetzt, in dieser angespannten Zeit, in der wir kaum noch warten können auf notwendige Reformen in der Kirche. Auch in der, dieser Adventszeit …  aber worauf warten wir eigentlich in dieser Vorweihnachtszeit?!

Für Sie, die Sie diesen Text lesen, ist die Antwort vielleicht ganz klar. Doch wer von uns kennt die Ausschnitte aus dem Fernsehen nicht, wo Passanten auf der Straße in der Adventszeit angesprochen werden und alle eine Antwort darauf geben können. Sie sagen, sie warten auf die Geschenke, auf das Essen, auf die Familie. Und wenn wir einmal in uns hineinhorchen, dann warten wir doch alle auf genau das, oder? Ganz Bestimmt sogar!

Und wir alle kennen auch die hektischen Tage in der Adventszeit. Wir hetzen von Geschäft zu Geschäft, um das beste und schönste Geschenk zu besorgen … putzen vor dem Heiligen Abend noch schnell das ganze Haus … versuchen gerade in dieser Zeit, Menschen eine ganz besondere Freude zu machen … All das gehört für uns irgendwie dazu. Denn indem wir aneinander denken und durch Geschenke für eine freudige Begegnung sorgen, kann es auch zu einer guten Begegnung mit dem Gottessohn kommen. Klar, aber ist das alles?

Warum nehmen wir uns nicht die Zeit für das wirklich Bedeutsame?

Nutzen wir die Adventszeit, um uns auf die Geburt des Gottessohnes vorzubereiten und ihn zu erWARTEN.

Wie warte ich? Geduldig oder ungeduldig, hoffnungsfroh oder eher ängstlich oder gar genervt?
Welche Er-Wartungen habe ich? Für mein Leben? Für diese Advents- und Weihnachtszeit?
Warte ich auf IHN?
Habe ich die Erwartung, dass er kommt? In mein Leben? In meine Welt und Lebensumstände? In meine Not? Oder warte ich nur passiv und frustriert, bis sich die Umstände endlich ändern? Oder werde ich aktiv? Was erwarte ich mir vom Mit-Gestalten?

Wir als Christen sollen aktiv Wartende sein! Ernst Bloch meinte dazu: Advent? Advent ist nicht nur im Dezember – Advent ist immer.

Ich wünsche Ihnen und uns allen eine erwartungsfrohe Adventszeit und schließlich eine von Freude erfüllter Weihnachten und ein gutes friedliches Neues Jahr 2025.

Dr. Gerald Tanye SVD

Kein schöner Land – ein Blick in die Gegenwart eines alten Volksliedes

1. Kein schöner Land in dieser Zeit
als hier das unsre weit und breit,
wo wir uns finden wohl unter Linden
zur Abendzeit.
1.Strophe: „Kein schöner Land“ Der Anfang scheint doch grammatikalisch falsch zu sein, es muss doch „kein schönes Land“ heißen, denkt man. Aber diese Aussage wäre doch nicht positiv.
Es ist ja auch nicht der Positiv, also die Grundform des Adjektivs „schön“, sondern der Komparativ „schöner“ im Sinn von „kein Land ist schöner“ oder „kein schöneres Land“. Zum Superlativ „dem schönsten Land“ komme ich später noch.
„in dieser Zeit“ kann ich nur dankbar sein, auf 76 Jahre in Frieden und Zufriedenheit zurückblicken zu können und ich wünsche mir das nicht nur für dieses Land für mindestens weitere 76 Jahre.
„Wo wir uns finden“ heißt erstmal: wo wir uns zusammenfinden, zusammenkommen. Mit etwas anderer Betonung auch „wo wir uns finden“, uns selbst, unser Innerstes in einer Melodie, in einem Klang, der unser Herz berührt und es formt.
Herzförmig wie das Blatt einer Linde und schon fühlen wir uns „wohl unter Linden“.
Das Schöne an unserem weiten und breiten Pfarrgebiet ist, dass nicht nur Linden dazugehören, sondern auch Eichen, Eschen und Ebereschen, Platanen und Kastanien, ja sogar Kirschen. Und diese Baum-Vielfalt des Reichs der Straße findet sich auch im Heer der Menschen aus allen Ländern: Hessen und Franken, Württemberger, Alemannen und Wandalen, und ganz hier in der Nähe – man glaubt es kaum – kreuzen sich sogar Bayern und Preußen, wahrhaft olympisch!
2. Da haben wir so manche Stund
gesessen da in froher Rund
und taten singen, die Lieder klingen
im Eichengrund.
2. Strophe: Kommen wir jetzt von der Poesie zur Realität: „Zur Abendzeit da haben wir so manche Stund …die Lieder klingen im Eichengrund‘“
Ja, was denn nun: Unter Linden oder im Eichengrund fragt sich der logisch denkende Mensch. Hier hilft für mein persönliches Verständnis eine kleine Änderung der Präposition: statt ‚im‘ besser „zum Eichengrund“; denn nach jeder Chorprobe bleibt eine Melodie im Ohr und der Ohrwurm begleitet mich bis nach Hause in die Eichenallee und klingt deshalb bis „zum Eichengrund“, manchmal auch noch tagelang.
3. Dass wir uns hier in diesem Tal
noch treffen so viel hundertmal,
Gott mag es schenken, Gott mag es lenken,
er hat die Gnad.
3. Strophe: Meinen Wunsch „Tal“ in „Saal“ zu ändern, habe ich in einer er letzten Chorproben genannt, aber da war mir noch nicht aufgefallen, dass sich „Tal“ bzw. „Saal“ und „hundertmal“ nicht auf „er hat die Gnad“ reimen. Besser wäre doch „Gott mag es schenken, Gott mag es lenken, er hat die Wahl“. Das würde sich zwar reimen, aber es stimmt nicht: Denn Gott hat nicht die Wahl, uns das Geschenk der Musik zu machen oder nicht. Es ist da – er schenkt uns gnädig dieses Musikerleben und wir haben die Wahl, dies Geschenk an ihn denkend, also „andächtig“, anzunehmen oder nicht.
4. Nun Brüder, eine gute Nacht!
Der Herr im hohen Himmel wacht;
in seiner Güte uns zu behüten,
ist er bedacht!
4. Strophe: „Nun Brüder eine gute Nacht“ – Es dürfen aber auch die Brüder den Schwestern oder die Schwestern den Brüdern eine Gute Nacht wünschen, aber auch, wenn Brüder Brüdern oder Schwestern Schwestern eine Gute Nacht wünschen, ist das Gottgesegnet inzwischen möglich.
Und diese Gleichberechtigung gilt wohl auch im Himmel, denn der patriarchalische „Herr im hohen Himmel“ kann theologisch durchaus auch eine Frau sein, die im hohen Himmel wacht, in ihrer Güte uns zu behüten, ist sie bedacht.
In beiden Fällen aber „im Himmel“ und damit komme ich zum versprochenen Superlativ „dem schönsten Land“, nämlich dem Himmel,  der aber nicht da oben ist oder  erst nach dem Tod kommt, sondern der hier und jetzt schon erfahren werden kann in der Freude der Musik, wenn „die Lieder klingen“ und wir im Saale singen:
„Kein schöner Land …“
Toni Fuhrmann