Was für eine Karwoche! Theologisch und emotional ging es rauf und runter! Wir blicken zurück!
Mit der Feier des Palmsonntags war die Karwoche eingeläutet. In allen Gottesdiensten gab es Palmzweige, die unser Blumenteam wieder besorgt hatte.
Die Kinder feierten am Sonntagmorgen mit einer Prozession in der Kirche den Einzug Jesu in Jerusalem. Manche hatte kunstvoll gebundene Palmzweige mitgebracht.
Um 11:00 Uhr schloss sich der große Gemeindegottesdienst an. Der Prozessionsweg sollte sich als viel zu kurz erweisen: Die letzten Gläubigen waren noch gar nicht losgegangen, da zogen die Ersten schon wieder durch die geöffneten Pforten.
Apropos Reinkommen: Wie kommt man wo rein? Ein Fußballspieler läuft anders auf den Rasen als ein Model auf den Laufsteg hereintippelt oder ein Büttenredner unter den Klängen des Narrhallamarschs die Bütt betritt. Wie kommt der Messias in seine Stadt? Jesus orientiert sich offenbar am Propheten Sacharja und dem von ihm vorhergesagten Friedenskönig (vgl. Sach 9,9f).
Mit der Lesung der Leidensgeschichte verebbte der Jubel über den Einzug. Jetzt dominierten die Moll-Töne.
Am Abend freilich steuerte die Ökumenische Kantorei weitere wunderschöne Klänge bei.
Der Gründonnerstag bildete die nächste Station: Jesus feiert mit seinen Jüngern das letzte und gleichzeitig erste Abendmahl! Mit dabei in St. Canisius waren wieder die 9 Tauf- und 10 Firmbewerberinnen und -bewerber der Katholischen Glaubensinformationen (KGI) unter der Leitung von P. Andreas Leblang, der auch in diesem Jahr mit dem Pfarrvikar den gut gefüllten Gottesdiensten vorstand.
Stellvertretend für den diesjährigen Kurs erzählte Michael Tetschke von seinem Weg zum Glauben und in die Kirche. Mit einem wuchtigen Gloria wurden die Glocken und Schellen verabschiedet – jetzt sollten stattdessen die Holzklappern zu hören sein. Die Kommunion wurde an diesem Abend unter beiderlei Gestalten gereicht.
Nach der Leerung des Tabernakels und der Überführung des Allerheiligsten in die Sakristei übernahm die Taizégruppe das Getsemani-Gebet, im Gedenken an die Gebetswache Jesu im Ölgarten. Die traditionellen Klänge aus Taizé passten wunderbar und luden viele zum Verweilen ein.
Den Karfreitag eröffneten wieder die Kleinsten. Das Erstkommunionteam hatte eine Malecke für ganz kleine Kinder vorbereitet. Die Größeren liefen einen Kreuzweg ab, mit Symbolen wie einer Dornenkrone oder einem großen Kreuz, die das Leiden Jesu gut anschaulich machten.
Um 15:00 Uhr begann dann die Karfreitagsliturgie der Erwachsenen mit dem stillen Einzug und der Prostratio des liturgischen Personals auf dem Boden vor dem Altar – ein starkes Zeichen!

Wie schon am Palmsonntag lasen die Lektoren die (Johannes-) Passion mit verteilten Rollen und inzensierten damit das Leiden Jesu. Die Predigt nahm die erste Lesung (Jesaja 53) und Pilatus berühmtes Wort „Ecce homo!“ auf: Was für ein Mensch? War Jesus überhaupt noch „Mensch“? Was macht das Menschsein aus? Kann man aus ihm „rausfallen“? Es ist letztlich die Gottesebenbildlichkeit, die das Menschsein sichert, von den ersten bis zu den letzten Herzschlägen.
Nach den Großen Fürbitten begann die Kreuzverehrung. Es ist ergreifend, wie gestandene Männer in die Knie gehen, genauso wie kleine Kinder an der Hand ihrer Mutter oder Teenager, die sonst eher auf Rebellion getaktet sind – vor dem schmucklosen Kreuz gingen alle in die Knie, und sei es nur eine angedeutete Verneigung der ganz Alten am Stock!
Nach dem Gottesdienst gab es die Möglichkeit zur Beichte, während der die syrische Gemeinde schon ihren Gottesdienst aufbaute.
Der Karsamstag stand ganz im Zeichen der Vorbereitungen. Das Blumenteam stellte zum ersten Mal seit Beginn der Fastenzeit Blumenvasen auf, die Verhüllungen wurden abgenommen und alles wurde für die Osternacht vorbereitet.
Die zusätzliche Bestuhlung sollte sich als absolut notwendig erweisen, denn die Kirche war um 21:00 Uhr abends bis auf den letzten Platz gefüllt, als im Außenraum das Osterfeuer brannte und von innen sichtbar die Lichtfeier mit der KGI begann. Nur die Osterkerze erhellte die dunkle Kirche, aber das Licht verbreitete sich schnell, ehe P. Leblang das Exultet, das Lob der Osterkerze, sang.
Die Lesungen erzählten von den großen Stationen der Heilsgeschichte: Der Schöpfung und dem Auszug aus Ägypten bis zum leeren Grab am Ostermorgen. Wie in einem Drama mit drei Akten macht die Kirche damit klar: Gott will das Leben: Vielfältig und bunt, eine Leben basierend auf Werten wie Freiheit oder Gerechtigkeit und ohne Verfallsdatum – ewiges Leben!
In der Tauf- und Firmeier wurden 10 Erwachsene mit Beifall in die Kirche aufgenommen – ein starkes Zeichen in Zeiten, wo so viele der Kirche eher den Rücken zuwenden.
Nach der Eucharistiefeier mit vielen Osterliedern öffneten sich nach gut zwei Stunden die großen Kirchtore und luden ein zu einer kleinen Agapefeier mit etwas Brot und Wein.
Der Ostersonntag stand ganz im Zeichen der Osterfreude! Die Freude am auferstandenen Jesus nimmt unsere eigene Auferstehung gleichsam vorweg und garantiert, dass unser Leben nicht einfach endet, sondern vollendet werden wird.
Zudem durften Günter und Gerlinde H. ihre Jubelhochzeit feiern.
– Einen weiteren Ostergottesdienst gab es am Abend.
Der Ostermontag begann mit einer Hiobsbotschaft: Papst Franziskus war am Morgen verstorben.
Das konnte man nicht ignorieren und die Messe um 11:00 Uhr war entsprechend schnell umgestaltet worden. P. Georg Maria Roers SJ las ein paar Seiten aus der unlängst erschienenen Autobiografie des Papstes. Ein Bild des Papstes lud dazu ein, ein Teelicht für ihn anzuzünden. Die Betroffenheit der Gottesdienstbesucher war greifbar.
Auch in der die diesjährigen musikalischen Ostervesper war sie spürbar, trotz oder sogar wegen der wunderbaren Musik, die Norbert Gembaczka an der Orgel und Magnus Heise mit der Oboe beisteuerten.

Das Bild des Papstes bleibt bis zur Beerdigung am Samstag in der Kirche stehen, so dass Kirchenbesucher die Möglichkeit haben, dem verstorbenen Jorge Mario Bergoglio die letzte Ehre zu erweisen.

Herzlichen Dank an alle, die diese Kar- und Ostertage möglich gemacht haben: die Küster und Lektoren, die Blumenfeen und Ministranten, die Musiker und Kantoren sowie die vielen Akteure vor und hinter den Kulissen!
Ihnen allen ein herzliches Vergelt‘ s Gott!
P. Manfred Hösl SJ



Alle Bilder: St. Canisius