Und Erntedank?

…fiel nicht ins Wasser! Die Gottesdienste um 9:30 und 11:00 Uhr standen ganz im Zeichen des Festes, das schwierig geworden ist. Die meisten Menschen leben nicht mehr mit dem biologischen Rhythmus von Saat und Ernte, sondern erfahren seit Kindesbeinen an: Alles gibt es immer – im Supermarkt oder auch im Bio-Laden!

Freilich gibt es auch Anekdoten: So die berühmte Umfrage unter Grundschülern, welche Farbe hat eine Kuh? Ein viel zu hoher Prozentsatz meinte: Lila! Das lässt auf Kinder schließen, die zwar schon viel Schokolade gegessen haben, aber noch nie auf einem Bauernhof waren.

Die biblischen Texte passen auch eher zur vielleicht aktuelleren Frage: Wie gehen wir mit unserer Erde um? Unsere Stichwörter sind ja eher: Klimawandel, Holzung des Regenwaldes, Biowaren! Gehen wir mit der Erde verantwortlich um oder führen wir uns auf wie die bösen Winzer in Jesu Gleichnis, die den gepachteten Weinberg behandeln, als würde er ihnen selber gehören? Der Gutsbesitzer ist sehr nachsichtig, ja lässt sich regelrecht auf der Nase herumtanzen. Aber seine Geduld ist nicht unendlich. Wir hatten eigentlich schon genug Warnschüsse (Saurer Regen, Tschernobyl & Fukushima, Rodung des Amazonas, Schmelzen der Polarkappen, usw.). Wollen wir tatsächlich die Rechnung ohne den Gutsbesitzer machen, wie die Winzer? Denen ist das freilich nicht gut bekommen…

Neue Themen und Signalworte überlagern den klassischen Erntedank. Aber auch er ist noch aktuell. Besonders wir Städter schulden den Bauern draußen Dank. Ganz ohne Aussaat und Ernte läuft die Chose nicht…

P. Manfred Hösl SJ