Am Vorabend des Festes der Darstellung des Herrn (Mariä Lichtmess) feierte die Gemeinde St. Canisius Jesus Christus als das Licht der Welt. Es gibt kirchliche Feste, die haben Konjunktur, Zulauf und treffen die Bedürfnisse von Gläubigen ihrer Zeit. Und es gibt Feste, deren große Zeit (vorübergehend?) vorbei ist. Von Fronleichnam könnte man dies z.B. sagen. Was gab es doch da früher an großen lokalen Prozessionen in den Kiezen! Katholische Machtdemonstrationen! Immerhin gibt es seit einigen Jahren eine(!) prächtige zentrale Prozession in Mitte, auf den Boulevards der Friedrichstraße und Unter den Linden. Insgesamt aber scheint Fronleichnam als das katholische Fest schlechthin an Faszination zu verlieren. Und in Berlin, wo ständig irgendjemand demonstriert letztlich doch eher eine überschaubare Demo.
Anders ist es mit dem Fest der Darstellung des Herrn – Jesus kommt nach 40 Tagen zum ersten Mal in den Tempel. Damit ist auch die „Elternzeit“ Marias beendet. Nichts anderes darf man sich unter Marias kultischer, nicht moralischer„Unreinheit“ und entsprechender „Mariä Reinigung“ vorstellen – die Mutter sollte die erste Zeit ganz für ihr neugeborenes Kind da sein können.
Der Nachschlag zu Weihnachten gehört in den letzten Jahren zu den Gewinnern im Festreigen des Kirchenjahres – auch in St. Canisius. Das mag auch an der stimmungsvollen Kerzenprozession innerhalb der Kirche liegen. Draußen ist es schon bzw. noch dunkel und drinnen in der warmen Kirche leuchten viele Kerzen. Es gibt Weihrauchschwaden, in denen sich das Licht bricht, viele Ministranten, betendes Gemurmel … Christus das Licht – eines der vielen Bilder, die tief in der Psyche des Christen wurzeln. Ein Christus, der in mir leuchtet und mit mir durch das Leben geht, kann mir Licht in dunklen Zeiten spenden. Vielleicht nur so viel, dass ich den nächsten Schritt wagen kann, aber da nehm‘ ich das Licht ja gleichsam mit. Und so geht es voran, Schritt für Schritt, durch die Dunkelheit. Das meditative Beten.
Das Fest der Darstellung ist seit einigen Jahren ein Geheimtipp in St. Canisius. Es ist noch nicht überlaufen wie die XXL-Feste im Lauf des Kirchenjahres, aber es scheint Jahr für Jahr mehr Menschen anzusprechen.
Den Abschluss dieses Christusfestes bildet übrigens der Blasiussegen. Neben der Schulmedizin und den homöopathischen Mitteln die dritte Möglichkeit für den gesamten HNO-Bereich. Auch wer schon genesen ist: Nach der Erkältung heißt immer auch vor der Erkältung. Gesundheit! Oder besser Shalom!
P. Manfred Hösl SJ




Alle Bilder: Jasper Kortmann