Mit dezent akzentuierten Eucharistiefeiern wurde in St. Canisius das alte Jahr verabschiedet und das neue begonnen. Am Altjahresabend gab es eine Eucharistiefeier, in der besonders in den Fürbitten den vielen Ehrenamtlichen von St. Canisius für ihr Engagement im vergangenen Jahr gedankt wurde, aber auch für Einsatz im Neuen gebetet wurde.
Als Evangelium wurde (noch einmal) das Evangelium vom Weihnachtssonntag verlesen: der Anfang des Johannesevangeliums (sog. Johannesprolog) mit den klassischen Worten: Am Anfang war das Wort (Griechisch: Logos). Mit diesem Wort ist niemand anders als Jesus Christus gemeint – er ist das definitive Wort Gottes an uns Menschen.
Was gilt im religiösen Wirrwarr unserer Zeit? Welche Heilige Schrift hat Recht? Welche Konfession oder Religion, klassischer oder säkularer Herkunft, hat die Wahrheit auf seiner Seite, so fragte P. Hösl in der Predigt. Er beantwortete diese Frage mit einem Satz, den man oft auf Redemanuskripten lesen kann: Es gilt das gesprochene Wort. Im Bundestag ist damit die faktisch gehaltene Rede des Abgeordneten gemeint, im Falle der Religionen: Das von Gott in und durch Jesus Christus, dem Logos, gesprochene Wort.
Am Ende der Eucharistiefeier wurde eine kurze Andacht gehalten ehe dann der sakramentale Segen gespendet wurde. Das Lied Großer Gott wir loben dich war das letzte Lied, das im Jahr 2019 in der Canisiuskirche gesungen wurde.
Zu den beiden Gottesdiensten an Neujahr kamen erheblich weniger Besucherinnen und Besucher als zu Silvester. Offenbar feiern auch Katholiken ausgiebig. Das Fest heißt im liturgischen Kalender Hochfest der Gottesmutter Maria. In der Kirche der ersten Jahrhunderte wurde erbittert darüber gestritten, ob Maria als Gottesgebärerin oder „nur“ als Christusgebärerin zu gelten hat. Was heute als Streit um des Kaisers Bart erscheint war damals von schneidender Brisanz. Im Hintergrund stand nämlich die Frage, ob Jesus Gott oder (nur) ein Mensch gewesen ist. Die Theologen in Alexandria (Ägypten) wollten die Göttlichkeit Jesu betonen. Die Syrische Kirche hielt dagegen und wollte die Menschheit Jesu gewahrt wissen. Am Ende mündete der Streit in eine Kompromissformel – mit leichten Vorteilen für die Alexandriner…
In neuester Zeit freilich versuchen Theologen an dem Festtag eine andere Nuance zu betonen: die Beschneidung Jesu am 8. Tag nach seiner Geburt. Hier wird versucht die jüdischen Wurzeln Jesu stärker zu betonen.
Im Focus der Verkündigung stand ein bekannter Text, der aus China stammen soll:
Ich sagte zu dem Engel, der an der Pforte des neuen Jahres stand: Gib mir ein Licht, damit ich sicheren Fußes der Ungewissheit entgegengehen kann. Aber er antwortete: Geh nur hin in die Dunkelheit, und leg deine Hand in die Hand Gottes! Das ist besser als ein Licht und sicherer als ein bekannter Weg.
Der in diese Welt hereingekommene Jesus Christus selbst ist die uns sich ausstreckende Hand Gottes, anhand derer wir durch die Dunkelheiten des angebrochenen Jahres mutig schreiten dürfen. Er schritt selber durch die Finsternis (Kreuz), stieß zum Licht vor (Ostern) und wurde so zum Licht bzw. zur Hand Gottes.
Wir wünschen allen ein gesegnetes Jahr 2020!
P. Manfred Hösl SJ