Die Gemeinde St. Canisius beteiligte sich zum ersten Mal am sog. Red Wednesday. Der seit 2015 vom päpstlichen Werk Kirche in Not ausgerufene Mittwoch, der verfolgten Christen weltweit zugedacht ist, soll an die Leiden in vielen Ländern erinnern. Dabei geht es nicht nur um die Unterdrückung von Christen, sondern aller Menschen, die aufgrund ihrer Religion verfolgt werden.
Der Abend bestand aus zwei Teilen. Das Team um CanisiusPlus hatte im Vorfeld beschlossen den Red Wednesday nach Canisius zu holen. Das Anstrahlen der Kirche mit roten Scheinwerfern erwies sich als einfacher als gedacht. Letztlich musste man nur die schon brennenden Strahler der Kirche und des Außenraums mit einer roten Folie bedecken und erzielte bereits so einen durchschlagenden Effekt, so dass die Bedenken im Zuge der steigenden Energiekosten gar nicht aufkamen. So lud eine rot angestrahlte Kirche zum Gottesdienst ein.
Die Messe wurde von Norbert Gembaczka an der Orgel begleitet, der seinem Instrument dem Anlass angemessene, ungewöhnliche, schräge und schrille Töne entlockte. Alle im Raum wussten: das ist ein anderer Gottesdienst! Das Kirchenschiff war – zumal für einen Werktag – sehr gut gefüllt. Den Gottesdienst leitete P. Manfred Hösl SJ, zusammen mit P. Thomas Idergard SJ und Max Heine Geldern SJ, die beide im Canisiuskolleg in der Jugendarbeit tätig sind.
Da man in der Eile vergessen hatte, einen Lektor zu suchen, bat P. Hösl spontan Frau Monika Grütters einzuspringen. Die ehemalige Kulturministerin und Leiterin des Stefanuskreises war neben Herrn Thomas Heine Geldern, dem Präsidenten und amtierenden Geschäftsführer des päpstlichen Werks Kirche in Not, eine der beiden Referent*innen bei der anschließenden Podiumsdiskussion im voll besetzten Gemeindesaal.
In der Predigt betonte P. Hösl die Unterschiedlichkeit in der Christen leben und leben müssen: In den westlichen Ländern weitestgehend protegiert, hier und da noch von volkskirchlichen Milieus geprägt – massive Christenverfolgung in vielen muslimisch und diktatorisch regierten Ländern andererseits. Die eine Hälfte darf die andere Hälfte hier nicht im Stich lassen! Das ist ja auch ein Sinn des ganzen Abends gewesen. Aber auch wir in den westlichen Gesellschaften können vom Glauben der verfolgten Brüder und Schwestern in Nord-Korea oder Afghanistan eine Menge lernen.
Die Podiumsdiskussion leitete P. Klaus Mertes SJ. Zunächst sprach Frau Grütters vom Stefanuskreis, in dem sie die Nachfolge ihres Parteikollegen Volker Kauder angetreten hatte. Sie gab einen Einblick in die Arbeit des Deutschen Bundestags bzw. der Politik. So habe es die deutsche Politik – über die Parteigrenzen hinweg – geschafft durch Nachhaltigkeit Standards zu setzen und Glaubwürdigkeit in Sachen Menschenrechte zu erwirken. Das gilt auch und besonders für das Menschenrecht der Religionsfreiheit. Wie diffizil das ist und schnell sein kann wurde an einem Detail deutlich – dem Blasphemieparagrafen. In Pakistan ist Blasphemie oft der Grund dafür, dass Christen verhaftet werden, wobei dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet ist. In Deutschland freilich beklagen die Religionen – Muslime, aber auch Christen – dass ihre Religion in den Medien regelrecht verspottet wird. Wie kann man einerseits nach dem starken Staat bei uns rufen während man eben dies in Pakistan beklagt?
Thomas Heine Geldern war extra aus Wien angereist. Er ist der Leiter des päpstlichen Werkes von Kirche in Not. Er hat das in die Schlagzeilen gekommene Werk des „Speckpaters“ Werenfried von Straaten Werk in ruhigeres Fahrwasser gebracht. Früher stark antikommunistisch ausgerichtet ist es jetzt ein großes, katechetisches Werk, das breiter aufgestellt ist als früher. Eine Frucht dieses neuen Kurses, der Thomas Heine Geldern maßgeblich mit zu verdanken ist, ist der Red Wednesday. Er rückt die Leiden der verfolgten Christen in den Mittelpunkt, freilich ohne die Frage der Menschenrechte für Nichtchristen zu vernachlässigen. Es kann ja nicht darum gehen unsere Leute zu schützen und die anderen ihrem Schicksal zu überlassen. Herr Heine Geldern erzählte von der Arbeit von Kirche in Not und brachte viele konkrete Beispiele aus Afrika und Asien.
P. Klaus Mertes leitete die anschließende Diskussion, regte zunächst zu einer Murmelrunde im Publikum an und sammelte dann die Fragen aus dem Publikum, um sie den Referenten zu stellen. Letztlich stellte sich unter den Anwesenden ein breiter Konsens heraus: es ist nötig auf das Leid von Christen hinzuweisen, aber das Ziel muss immer sein, alle religiös verfolgten Menschen zu schützen.
Bei einem Schoppen Wein oder einem Glas Wasser konnte man anschließend an den Stehtischen noch mit den Referenten oder anderen Gästen ins Gespräch kommen, während draußen die Kirche in rotes Licht getaucht war… Herzlichen Dank allen, die bei der Vorbereitung und Durchführung der gelungenen Premiere von Red Wednesday in St. Canisius mitgemacht haben.
Manfred Hösl SJ