Pfingsten ist ein besonderes Fest, zumal bei unseren Nachbarn in Heilig Geist – die feiern an diesem Tag ihr Patrozinium. In diesem Jahr wurde besonders und besonderes gefeiert – das Hundertjährige Bestehen der Gemeinde. Eine eigens hergestellte Festschrift mit dem Titel „100 Jahre Heilig Geist – 100 Jahre Geistesgegenwart“ wurde stolz präsentiert!
Eröffnet wurde das Jubiläumsfest freilich mit einem festlichen Gottesdienst im Pfarrgarten bei optimalen äußeren Bedingungen. Weihbischof Matthias Heinrich war aus dem EBO gekommen, um die Glückwünsche des Bistums zu übermitteln. Christoph Möller und einer seiner fünf Chöre gaben dem Gottesdienst musikalischen Schliff und Pfiff! Allen merkte man die Freude an nach der langen Coronazeit endlich mal wieder wie „früher“ feiern zu dürfen.
Der Gottesdienst spiegelte die ganze Brandbreite der Gemeinde wieder: Jung und Alt, Familien und Singles, Einheimische und Zugezogene ergaben ein buntes Bild einer feiernden Gemeinde.
Auf dem anschließenden Fest gab es viele Stände und Einlagen. Auch der Jesuitenflüchtlingsdienst (JRS) vertreten u.a. durch Martina Schneider und Sibille Geffke sowie Milwais – der das leckere Linsengericht gekocht hatte, waren vor Ort.
Die philippinische Gemeinde beteiligte sich mit tollen Gewändern und Tänzen, sowie mit leckeren Mittagsgerichten und Kuchen. Ihr Pfarrer, Pater Jun De Ocampo SVD, war genauso anwesend wie die anderen Mitbrüder der Steyler Missionare, darunter P. Gerald Tanye, Pfarrer der deutschen Gemeinde. Er stammt aus Ghana in Afrika und trug während des Festes auch farbenprächtige afrikanische Kleidung. Wie gut das Ineinander von philippinischer und deutscher Gemeinde klappt, wurde z.B. bei einem traditionellen Ritual deutlich, das an unser Seilhüpfen erinnert: P. Tanye mit einer philippinischen Christin beim Stockspringen – die vielen Gäste feuerten die beiden kräftig an!
An Pfingsten gab es geistvolle Gottesdienste in St. Canisius. P. Mertes eröffnete den Reigen am Samstagabend und feierte auch den Kinder- und Familiengottesdienst am Sonntagmorgen. Freilich hier bemerkte man, dass viele Familien in den Ferien nicht da waren und viele Kinder auf einem der Pfingstzeltlager waren.
Vermutlich wären noch mehr Kinder dabei gewesen, aber die waren mit den Pfadfindern auf Zeltlager. Auch unsere Jugend KJSTC hielt das traditionelle „PfiWo“ ab. Nach der langen Coronapause endlich mal wieder analog draußen campen! Herzlichen Dank an alle Jugendleiter*innen, die das PfiWo, den kleinen Bruder der SOFA ermöglicht haben.
Um 11:00 Uhr konnte eine große Gemeinde sehen: Er ist wieder da! Gemeint ist P. Hermann Breulmann, der nach zweijähriger Zeit als Cityseelsorger in Osnabrück wieder nach Berlin zurückgekehrt war und bei herrlichem Wetter auch persönlich ein frohes Come Back in St. Canisius feiern konnte. Am Ende des großen Gottesdienstes wurden die großen Tore geöffnet – immer etwas besonderes in St. Canisius.
Auch die Abendmesse hatte es in sich: Prof. Tine Stein aus unserer Gemeinde und an der Uni Göttingen dozierend hielt ihre philosophische Predigt. Das sympathische Auftreten der Frau darf nicht ihre knallharte Kritik an der derzeitigen Kirche verdecken. Frau Stein arbeitet im Zentralkomitee der Deutschen Katholik*innen (ZdK) mit und engagiert sich beim Forum Macht im Synodalen Weg. Sie redete Tacheles und wir werden ihre Predigt hoffentlich bald auf diese Homepage setzen können.
Im Anschluss gab es eine spannende Diskussion im Gemeindesaal. Dabei verlief die Front weniger zwischen Verfechtern und Gegnern des Synodalen Wegs bzw. den damit ausgedrückten Forderungen (Entklerikalisierung, Zugang der Frauen zu allen kirchlichen Ämtern, Abschaffung des Zölibats als Bedingung Priester zu werden, u.ä.). Vielmehr spalten sich die Diskutierer*innen in Optimisten und Pessimisten in der Frage „Und sie bewegt sich doch..“ – gemeint ist natürlich die katholische Kirche. Frau Stein gehört übrigens zu den Optimisten und eine der vielen Fragen an sie war wohl bei vielen Fragen mitschwingend: Was gibt Ihnen Grund für ihren Optimismus? – Wer wollte konnte ein Handout mitnehmen, auf dem die wichtigsten Thesen des Synodalen Wegs standen.
Der Abendgottesdienst und die Diskussion mit Frau Stein waren bereits Teil der Langen Nacht der Kirchen, die auch in diesem Jahr von Margit Voll und Danièle Barancik geplant und durchgeführt wurde. Nach dem Gottesdienst luden die offenen großen Tore Passanten ein näher zu treten und in der Kirche zu verweilen. Dort konnte man meditative Texte aus der ignatinanischen Tradition hören, einem liturgischen Tanz bestaunen, in die Stille tauchen oder Benedikt Reidenbach zuhören: Als Gitarrist mit besonderer Leidenschaft für den Jazz spielte schon für berühmte Musiker*innen, in Regina Martyrum schlägt er die Orgel, die auch bei der abschließenden Vesper mit Komplet erklang.
Elaine Rudolphi leitete das Abschlussgebet mit Vesper- und Kompletelementen mit denen, die bis zum Ende in der Langen Nacht der Kirchen mit ausgehalten hatten – darunter auch Tine Stein. Als besonderes Schmankerl ging man nach dem Gebet noch auf das Kirchendach. Von dort oben hat man tagsüber einen herrlichen Blick über Berlin, aber auch ein Blick über das nächtliche Berlin hat seine Reize. Oben schmetterte ein gutes duzend Nachteulen Kirchenlieder wie „Großer Gott wir loben dich“ – eine passende Schlusszeile für einen tollen Pfingsttag bei uns und unseren Nachbarn! Herzlichen Dank an alle, die mitgewirkt haben!
Manfred Hösl SJ