Unter diesem Motto stand der Einstieg in die diesjährige Karwoche. Das Vokalensemble JSE hatte gleich nach der Vorabendmesse zum Palmsonntag zu einer Chorandacht geladen. Dies war kein Konzert im üblichen Sinne, sondern eine echte Andacht. Freilich mit großartigen Gesängen von faszinierenden Stimmen! Michael Kozloski sprach ein Eröffnungs- und ein Schlussgebet.
Dazwischen gab es kurze Lesungen aus der Bibel und viele Gesänge, etwa als Introitus gleich den Gregorianischen Choral „Hosanna filio David“. Weiter zu hören waren Stücke von John Travener (1944-2013), Antonio Lotti (1667-1740), Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847). Anton Bruckner (1824-1896), Johann Sebastian Bach (1685-1750) u.v.a. Herzlichen Dank für diesen gelungenen Einstieg in die liturgisch wichtigste Woche des Kirchenjahres!
Am Palmsonntag machte es das Wetter spannend. Im Kindergottesdienst gab es immerhin eine kurze Prozession im offenen Raum. Einige Kinder hatten schön gebastelte Palmzweige dabei, die sie bei jedem „Hosianna!“ kräftig schwenkten. Für alle, die keine eigenen Palmbüschel mitgebracht hatten gab es wieder jede Menge Buchsbaumbüschel, die dankenswerterweise unsere Blumenfeen wieder bereitgestellt hatten – vergelt’s Gott! Die Vorräte reichten auch für unsere „Syrer“ und sogar noch eine Studentengemeinde in Potsdam! Vorne bei den freilich verhüllten Kerzenständern standen sogar richtige Palmen!
Die große Palmsonntagsprozession der Canisiusgemeinde fiel aber leider ins Wasser. Dabei waren so viele Leute gekommen! Ursprünglich wollte man zum Kirchturm gehen und dann durch die großen Türen nach Jerusalem einziehen. Faktisch schlichen sich dann aber doch die Leute eng um die Kirche und versuchten über die Türe der Engelwand so schnell wie möglich wieder in die trockene und warme Kirche zu kommen. Die letzten waren noch nicht losmarschiert, da waren die ersten schon wieder in der Kirche! Die Kirchenbesucher freilich nahmen es mit Humor.
Als alle wieder in der Kirche waren wurde das Evangelium vom Einzug gelesen. In einer kurzen Ansprache wurde die Ambivalenz des Palmsonntags angesprochen. Bekanntlich schlug ja schon binnen fünf Tagen die Stimmung um: Aus dem begeisterten „Hosianna!“ vom Palmsonntag wurde nur gar zu schnell das „Kreuzige ihn!“ vom Karfreitag. Die Stimmung kann schnell umschlagen. Populismus ist keine gute Basis für verantwortliches Handeln.
Die Fröhlichkeit des Einzugs war jetzt schon merklich verschwunden. Bei der jetzt anschließenden Markuspassion kippte die Stimmung dann völlig. „Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ so Jesu letzter Satz am Kreuz nach der Markuspassion, die in diesem Jahr verlesen wurde.
Besseres Wetterglück hatten unsere „Syrer“, die freilich mehrheitlich aus dem Irak stammen. Der Gottesdienst wird in Arabisch und Aramäisch, der Sprache Jesu, gefeiert. Diese Kirche ist mit Rom verbunden und ist in St. Canisius seit vielen Jahren zu Gast. Ein leiblicher Bruder des Patriarchen in Beirut gehört zum hiesigen Gemeindevorstand. Es gibt viele Kinder, die schöne Messdienergewänder, liturgische Rasseln, Kerzen und anderes heiliges Gerät tragen. Monsignore Maroun und Subdiakon Awni Shaffo hatten eine fröhliche Prozession organisiert, die immer wieder durch traditionelle, an Indianer erinnernde Trillerrufe von Frauen unterbrochen wurden.
Am Abend vervollständigte P. Pfuff SJ die Festlichkeiten mit einer eher meditativen Messe. Herzlichen Dank einmal mehr auch der Kirchenaufsicht für ihre Präsenz! Der Einstieg in die Karwoche scheint gelungen zu sein.
P. Manfred Hösl SJ