Pater Albert Giesener SJ – Dank für sein Leben und Wirken in St. Canisius
Nach einem erfüllten Leben ist unser langjähriger Pfarrer Albert Giesener SJ (Februar 1998 – Juli 2007) nach langer schwerer Krankheit im Seniorenzentrum der Jesuiten in Köln/Mülheim am 06. August 2021 verstorben.
Pater Albert Giesener SJ übernahm die Leitung der Gemeinde St. Canisius in einer Zeit, in der die Gemeinde vor einer Zerreißprobe stand, weil Fakten und bestehende Sachverhalte von Teilen der Gemeinde negiert wurden.
Aber eines einigte alle Gemeindemitglieder: der feste Wunsch, an diesem Ort wieder ein Kirchengebäude zu errichten, in der lebendige Gemeinde Erfüllung findet.
Diesen Wunsch griff Pater Giesener umgehend auf und beschritt gemeinsam mit den Gremien der Gemeinde und der Leitung des Jesuitenordens neue Wege. Dazu gehörte z.B. die Einrichtung eines Bauausschusses bestehend aus gewählten Mitgliedern des Pfarrgemeinderates, Kirchenvorstandes und Vertretern des Ordens. Moderiert wurde dieser ebenso wie die vielen Pfarrversammlungen von Herrn Alois Peitz, ehemaliger Diözesanbaumeister des Bistums Trier, den Pater Giesener für diese Aufgaben gewinnen konnte. Ja, es war eine seiner großen Stärken: Fähigkeiten von Menschen zu erkennen, anzusprechen, zu fördern, sie entsprechend einzusetzen und ihnen unterstützend und schützend zur Seite zu stehen.
In dieser Zeit der Planung, Entscheidung, Ausführung und Belebung des Raumes lernt man sich kennen.
Es ist auch ein großes Stück sein Werk, dass wir dieses Ensemble aus Kirche, Gemeinderäumen, Pfarrbüro und nicht zu vergessen den Umbau der Kita bisher mit Leben erfüllen können.
Nie wurde Pater Giesener müde, das Gespräch zu suchen, Ämter abzuklappern, Ziele zum Wohle aller zu verfolgen, Missstimmungen aus dem Weg zu räumen und auch persönliche Fehler öffentlich einzugestehen.
Pater Albert Giesener gehörte zu den wenigen Menschen in unserer Gesellschaft, die Position beziehen, die Konfrontation nicht scheuen und die konsequent Entscheidungen durchziehen und so zur Messlatte für andere werden.
Für Pater Giesener bedeutete Kirche nicht allein das Gebäude, für ihn war dieser Begriff umfassender – christliche Gemeinde leben. Gemeinschaft, die sich um den Altar versammelt und jeden und jede, der/die mitfeiern möchte, einbezieht, eben „Kirche am Weg“ – sein Motto.
Nie wurde er müde neue liturgische Formen im Kirchenraum mit dem Pfarrgemeinderat und engagierten Gemeindemitgliedern zu erproben, zu entwickeln und umzusetzen.
Was teilweise in der Vergangenheit zu wenig gewürdigt wird bzw. wurde, ist sein Engagement als Seelsorger, das mehr im Verborgenen stattfand. Er war Christ unter Christinnen und Christen. Gleichberechtigung der Geschlechter war für ihn selbstverständlich, wurde seinerseits gelebt. Auch die große Anzahl von Familien, die den sonntäglichen Gottesdienst besuchten, zeigte, dass seine persönlichen Worte junge Familien angesprochen haben. Die Tauffeiern fanden großes Interesse, waren über die Gemeindegrenzen hinweg in aller Munde. Mit großem Engagement widmete er sich auch der Erstkommunionvorbereitung, z.B. Elterngespräche, und der Firmbegleitung. Das Ohr bei den Menschen haben, Anregungen erhalten, sich mit dem Zeitgeist auseinandersetzen und daraus neue Wege entwickeln, waren für ihn wichtige Aspekte. Aber vor allem Fernstehende, in der Gesellschaft verankerte, mit beiden Beinen im Leben stehende, fühlten sich mit ihren Fragen verstanden und erlebten im Gespräch die Verbindung Kirche und alltägliches Leben, aber vor allem Authentizität.
Trauernde, die Unterstützung suchten, begleitete Pater Giesener auf seine liebevolle Art – ohne viele Worte, und zwar in dem er gemeinsam mit den Trauernden die Marienkapelle aufsuchte und im stillen Gebet gemeinsam Kraft fand.
Viele Worte um seine Person mochte er nicht, winkte diese mit einem Schmunzeln ab und wendete sich ab.
Daher bleibt uns bzw. mir nur noch zu sagen:
Lieber Albert, ruhe in Frieden.
In Dankbarkeit, dass wir neun erfüllte Jahre mit Dir hier vor Ort verleben durften,
im Namen der Mitglieder des Pfarrgemeinderates
Regina Galecki
Aus dem Nachruf des Jesuitenordens:
P. Albert Giesener SJ wurde am 29. April 1936 in Essen geboren, wo er Mitglied im Bund Neudeutschland und Messdiener in der Pfarrei St. Ignatius war. Nach dem Abitur am Burggymnasium machte er zunächst ein Praktikum für ein Maschinenbaustudium, trat aber dann am 24. September 1955 ins Noviziat der Gesellschaft Jesu in Eringerfeld ein. Nach den Studien in Pullach und Frankfurt und einem Magisterium im Aloisiuskolleg in Bonn-Bad Godesberg wurde er am 28. August 1965 in Frankfurt zum Priester geweiht.
Er war zunächst am St. Ansgar-Kolleg in Hamburg tätig als Religionslehrer und von 1972 bis 1977 als Rektor, wo er den Neubau von Klassenräumen, Jesuitenwohnungen sowie einer Turnhalle mit Spielfeld betreute. Von 1977 bis 1988 war er als Minister und Verwaltungsleiter der Phil.-Theol. Hochschule Sankt Georgen maßgeblich für den Neubau von Bibliothek, Küche und Mensa verantwortlich. Von 1989 bis 1998 war er Kollegsrektor und Geschäftsführer des Aloisiuskollegs, wo er ebenfalls umfangreiche Sanierungsarbeiten durchführte. 1998 wurde er Pfarrer der 1995 abgebrannten Kirche von St. Canisius Berlin, deren Neubau er plante und 2002 einweihen konnte. Von 2007 bis 2015 war er Superior der Seniorenkommunität Friedrich Spee in Köln. Er litt seit längerem unter einer schweren Demenzerkrankung.