Mit diesem Satz endet Eric-Emmanuel Schmitts Klassiker Oscar und die Dame in Rosa. Dieser war wiederum Grundlage für die Philosophische Predigt von P. Claus Pfuff SJ. Das Buch thematisiert gleich mehrere Themen: Die fast schon Tabu-Themen Glaube und Sterben, aber auch die Frage nach guter geistlicher Begleitung. Denn hier ist Madame „Mami“ Rosa, die selbsternannte Catcherin, eine echte Meisterin.
Eric-Emmanuel Schmitt ist einer der meistgelesen religiösen Schriftsteller. Er selber kam erst spät zum Glauben, hat aber schon viele Bücher geschrieben, die Glaube und Religion zum Thema haben. So handelt „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ von einen (liberalen!) Islam, „Ein Kind namens Noah“ über das Verhältnis von Christentum und Judentum, „Milarepa“ erzählt vom Buddhismus, u.v.a.
„Oscar“ handelt vom Sterben eines krebskranken Jungen und seinen überforderten Eltern. „Wer interessiert sich für mich? Ich mache niemanden Freude!“, so resümiert Oscar seine Lage. Auch sein Aussehen („Eierkopf“) macht Menschen sprachlos – Oscar „funktioniert“ einfach nicht mehr.
Da taucht Mami Rosa auf. Eine aus Altergründen aus dem Besuchsdienst eigentlich schon entlassene Frau, „Mami“ Rosa, stellt sich Oscar als ebenfalls ausrangierte Leidensgenossin und ehemalige Catcherin vor. Sie hilft ihm dabei seinen eigenen letzten Kampf zu bestehen. Es ist faszinierend und auch rührend, wie die betagte Dame einen Draht zu Oscar findet und es ihr gelingt sogar, die Familie zu versöhnen.
Oscar lebt seine letzten zwölf Tage so als stünde ein Tag für ein Jahrzehnt. So durchlebt er die Achterbahn der Pubertät, heiratet mit Mitte 20 seine Mitpatientin Peggy Blue, erlebt die Höhen und Tiefen eines Lebens und die Gebrechlichkeiten des Alters. Im Greisenalter erlebt er in einem ganz normalen Sonnenaufgang Gott. Und in einem Kruzifix in der Klinikkapelle lernt er den mitleidenden Christus kennen.
Das Buch ist, so P. Pfuff, eine Exodusnacherzählung. Oscar kommt über viele Hindernisse schließlich in das gelobte Land. Unterwegs wird aus der abstrusen Idee „Gott“, den es genauso wenig gibt wie den Weihnachtsmann, der JAHWE: Ich bin da! Seine letzten drei Tage verbringt Oscar weitgehend mit Schlafen. Oscar wird „120 Jahre alt“. Auf seinem Nachtisch steht an den letzten drei Tagen ein Schild: „Nur Gott darf mich wecken.“
P. Manfred Hösl SJ