Nachlese: Sommerfest des JRS

Am Sonntag, den 25. September 2022, dem katholischen Weltgebetstag für Geflüchtete, feierten unsere Nachbarn ein großes JRS-Sommerfest!

Das Fest begann um 18.30 Uhr mit dem Gottesdienst. Der Direktor, P. Claus Pfuff SJ, des JRS in Deutschland begrüßte das prall gefüllte Kirchenschiff voller Menschen aller Hautfarben und Schattierungen. Für einen passenden Sound sorgte der afrikanische Chor der französischen Gemeinde. Ihre Stimmen brauchten keine Mikros! Leider stellte sich bald heraus, dass es zu wenig Liedblätter gab – die Veranstalter waren freilich positiv überrascht.

Das Evangelium trug P. Marc-Stephan Giese SJ vor, der neue Hauptamtliche beim JRS. Er soll die Außenstelle in Eisenhüttenstadt (Brandenburg) betreuen, die derzeit Schwester Regina Stahlbaumer S.A. versorgt.

In seiner Predigt stellte P. Pfuff drei Blickwinkel auf das Tagesevangelium vom armen Lazarus und den reichen Prasser (Lukas 16) dar, die sich mehr oder minder anbieten, ja aufdrängen. Zunächst könnte man beim Hören des Evangeliums ja meinen: Arm = gut, reich = schlecht! Aber solche Plattitüden helfen nicht weiter! Es gibt wunderbare reiche Menschen und üble Arme, sei es zur Zeit Jesu, sei es heute. Aber auch der zweite Blickwinkel greift nicht, nämlich zu sagen: Arm = schlecht, reich = gut. Dahinter steckt der Argwohn: Der Arme muss ja doch irgendwie selbst an seinem Los schuld sein, während der Reiche von Gott gesegnet ist. Diese Ansicht findet sogar Unterstützung in den Religionen, sei es im indisch-hinduistischen Kastensystem oder bei bestimmten calvinistischen Formen des Christentums. Die Lösung bietet der dritte Blickwinkel: Weder – noch! Arm ist nur der, der nicht mehr schenken kann und wer sich nicht mehr beschenken lässt. Die direkt anschließenden Fürbitten steuerte Sr. Regina bei.

Gleich nach dem Gottesdienst begrüßte P. Pfuff den eigentlichen Redner dieses Abends, Herrn Dr. Umeswaran Arunagirinathan aus Sri Lanka. Der Bestsellerautor hat es als Kind geschafft sich nach Deutschland durchzuschlagen und berichtete von seinem Weg vom indischen Flüchtlingskind zum Arzt in Deutschland.

Als eines von fünf Kindern in einer großen Familie im Norden Sri Lankas als Hindu aufgewachsen, bekam er von seiner Mutter den Auftrag nach Deutschland zu gehen. Er wusste gar nicht, dass dies den Abschied von seiner Familie bedeuten würde! Und selbst die Tränen musste er lernen zu unterdrücken. Und so hörte er am 16. Januar 1991 auf zu weinen – die Odyssee über die halbe Welt nach Deutschland begann. Seine Mutter hatte ihm drei Versprechen abgenommen: Erstens nicht zu rauchen, zweitens keinen Alkohol anzurühren und dritten Arzt zu werden. 2014 kam er zum ersten Mal wieder nach Hause. Als ältesten Sohn oblag ihm die traurige Pflicht die Leiche seines eben gestorbenen und aufgebahrten Vaters anzuzünden. Aber immerhin konnte er seiner Mutter melden: Alle drei Versprechen erfüllt.

Dr. „Umes“ berichtete anschaulich von seinem erbitterten Kampf in Deutschland als Flüchtling anerkannt zu werden, eine Schule und eine Studium absolvieren zu dürfen. Als unbegleitetes Flüchtlingskind ohne Deutschkenntnisse biss sich der damals 13-jährige Schritt für Schritt durch. Auch dank vieler Deutscher, die ihm im Laufe der Zeit geholfen haben, hier ein neues Zuhause aufzubauen. Ja – er begegnete Vorurteilen, aber er hatte auch selbst welche! Vorurteile haben ist menschlich, auf beiden Seiten. Aber alle müssen an ihnen arbeiten!

Dr. „Umes“ Statement packte die Anwesenden mit seinem Zeugnis. Er hat einen Weg hinter sich, dem man keinem Kind dieser Welt wünscht. Aber er hat es geschafft und ist für unzählige Flüchtlinge ein Vorbild – man kann es schaffen. Auch Dank der Hilfe von Menschen, Einheimische und Fremde. Der Umes hat alle ermutigt und gestärkt, auch die Deutschen.

Nach den Standing Ovations für den Redner lud P. Pfuff zu einem Empfang draußen im Offenen Raum ein, wo die zahlreichen Besucher noch ins Gespräch kommen konnten. Stoff und Getränke sowie einen typischen Snack aus Ägypten gab es dazu reichlich.

Großes Kompliment an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ehren- und hauptamtliche des JRS und herzlichen Dank für einen gelungenen, fröhlichen und doch auch nachdenklich machenden Abend!

P. Manfred Hösl SJ