Am Red Wednesday, dem roten Mittwoch, sind Kirchen in rotes Licht getaucht, um an verfolgte Christen weltweit zu erinnern. Auch bei uns in St. Canisius am 20. November 2024.
Nachdem es im letzten Jahr um die Situation der Christen in China gegangen war, sollte es diesmal um das andere Riesenreich in Asien gehen: Indien. Es war ein äußerst spannender und informativer Abend. Eingeladen war der Bundestagsabgeordnete Christian Hirte aus Thüringen, der zunächst einmal daran erinnerte, dass es auch bei uns Zeiten gab, in denen das Christsein dazu führen konnte, dass man nicht ohne Widerstände Abitur machen oder studieren konnte.
Er berichtete, dass er 2013 zum ersten Mal in Indien war, das ihn „unmittelbar geflasht“ hat. Und das trotz aller Widrigkeiten, wie der sehr offenkundigen extremen Armut, die einem in Indien begegnet. Seitdem reist er regelmäßig dorthin, zuletzt im August dieses Jahres. Dabei trifft er sich jedes Mal auch mit christlichen Vertretern, Priestern, Bischöfen oder sogar Kardinal Oswald Gracias, dem Vorsitzenden der indischen Bischofskonferenz.
Laut seiner Verfassung ist Indien ein säkulares Staat, in dem Religionsfreiheit herrscht. Das Land ist riesig und extrem vielfältig – vor allem ethnisch und kulturell mit mehr als 1.000 Sprachen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesstaaten sind enorm. Viel größer als die Unterschiede in Europa.
Anders als in anderen Kontinenten, besonders Lateinamerika, kam das Christentum nicht mit dem Kolonialismus nach Indien, sondern viel früher. Der Apostel Thomas selbst soll dort gelebt und gewirkt haben. Damit haben die Christen in Indien uns „800 Jahre voraus“.
In dieser langen Geschichte war das Christentum niemals die Mehrheitsreligion, steht allerdings auch im Zusammenhang mit der langen britischen Kolonialzeit. Der Anteil der Christen liegt bei nur 2 %. In einem Land mit einer Gesamtbevölkerung von 1,4 Milliarden sind das in absoluten Zahlen immerhin 30 Millionen. Zusammen mit dem Islam und in Abgrenzung zum Hinduismus, Jainismus, Sikkhismus und Buddhismus, wird das Christentum allerdings als „fremde“ Religion betrachtet, weil sie nicht auf dem indischen Subkontinent entstanden ist.
Vor allem bei der als hindunationalistisch eingestuften Regierungspartei BJP und der mit ihr verbundenen Organisation RSS gibt es daher auch Ablehnung für Christen, aber noch mehr für den Islam. Immer wieder kommt es auch zu Gewalt gegenüber Christen, Menschen werden angegriffen oder Kirchen werden zerstört. Die Ursache dafür ist allerdings zumeist in ethnischen Konflikten begründet, wie etwa in dem seit längerer Zeit schwelenden Konflikt in Manipur.
Monika Hein