Nachlese – Fremd bin ich eingezogen

Foto: Jasper Kortmann

Ohne zu wissen, was uns erwarteten würde, folgten wir am Samstag der Einladung des JRS in die Canisius-Kirche, deren Besuch sich schon aus architektonischen Gründen immer wieder lohnt und die bis auf den letzten Platz besetzt war. „Fremd bin ich eingezogen“ war der Titel des Abends, der sich zu weitaus mehr als einer musikalischen Darbietung entwickeln sollte. Die angekündigte „interkulturelle Neuinterpretation von Franz Schuberts Winterreise“ wurde von großartigen Akteuren umgesetzt und ihrem Ziel gerecht: Die Melancholie, Einsamkeit, Fremdheit und das Nicht- Gesehen-Werden geflüchteter Menschen in Klänge und Worte zu fassen. Wir haben bei weitem nicht alles verstanden, denn es wurde sowohl in deutscher als auch in persischer Sprache gesungen, gelesen und gesprochen – interkulturell eben. Aber wir haben alles erspüren können, genauso wie die vielen Menschen um uns herum. Die Melancholie der Musik und die tiefe Traurigkeit, die in den eingelesenen, von Geflüchteten verfassten Texten zum Ausdruck kamen, hinterließen ein nachdenkliches und bewegtes Publikum, das erst durch die minutenlangen Standing Ovations aus der Betroffenheit und Kontemplation zurückzufinden schien.

Wir bedanken uns für einen großartigen Abend, der aus einer „Sicht auf die Dinge“ ein „Gefühl für die Dinge“ gemacht hat. Und der definitiv auf die große Bühne gehört.

Christine V.

Zyklus über Einsamkeit – eine interkulturelle und kompositorische Neuinterpretation von Schuberts Winterreise

asambura ensemble

Kompositorische Neuinterpretation: Maximilian Guth nach Franz Schuberts Winterreise

Das asambura-Ensemble verbindet in der Neukomposition FREMD BIN ICH EINGEZOGEN Schuberts Liedfragmente mit persischen Gedichten über Fremdheit, Flucht, Sehnsucht und Einsamkeit zu einem neuen Zyklus. In enger Zusammenarbeit des deutschen Komponisten Maximilian Guth, dem persischen Santur-Virtuosen und Komponisten Ehsan Ebrahimi und dem persischen Sänger Mehdi Saei wurden persische Gedichte von Saadi, Akhavan-Sales und Moayyeri ausgewählt, in denen unendliche Trauer und Einsamkeit thematisiert werden, aber auch die Perspektive einer gemeinsamen Suche nach Zugehörigkeit.

Texte von Geflüchteten, gelesen von Eva-Maria Höller-Cladders und Pater Breulmann SJ, ergänzten die Musik und boten Einblicke in ihre Erfahrungen.