Mit einem festlichen Gottesdienst und einem üppigen Mahl drinnen und draußen feierte die syrisch-katholische Gemeinde den Besuch ihres Patriarchen. Er residiert in Beirut und heißt Ignatius Joseph III. Younan – sein leiblicher Bruder gehört hier in Berlin zum Gemeindevorstand.
Wie beschreibt man einen Gottesdienst von dem man (fast) nichts versteht? Manche Wörter wie „Halleluja“ oder „Amin“ kennt man oder kann man sich denken. Und auf einer Leinwand konnte man auch die Texte der wichtigsten Gebete in deutscher Übersetzung beten. Aber so eine rationale Herangehensweise hat seine Grenzen. Besser ist es wohl sich vom Fluss und Gesang der Messe treiben zu lassen. Immer wieder setzt ein Chor, eine Schola oder Vorsängerinnen ein. Der Patriarch streute sogar ein paar deutsche Sätze ein, denn die Kinder unserer „Syrer“ – die meisten kommen ursprünglich aus dem Irak, dem Libanon und den Kriegsgebieten in Syrien oder der Osttürkei – können natürlich Deutsch. Aber am Gesangsvolumen konnte man auch hören, dass die Gebete und Lieder der Heimatsprache noch präsent sind.
Vorne am und um den Altar amtierte neben dem Patriarchen aus Beirut noch der Bischof aus Venezuela Timoteo Hikmat Beylouni. Und natürlich war auch Monsignore Maroun, der Ortsordinarius, sowie zahlreiche Diakone und Subdiakone beschäftigt. Unter ihnen auch Herr Awni Shafo, der Ansprechpartner für „unsere“ Gemeinde.
Die Kinder werden in den Gottesdienst stark eingebunden. Die Messdienerinnen und Ministranten haben viele Aufgaben. Die Jugend (Erstkommunion- oder Firmkinder?) sind wunderbar weiß gekleidet. Wichtige Gebete, wie die Einsetzungsworte oder das Vater Unser werden mit besonderen Rasseln auf Stangen mit Tremolo begleitet. Eine besonders interessante Form haben sich die „Syrer“ für die Kommunion der Kinder überlegt: Alle Babys und Kinder, die noch nicht zur Erstkommunion gegangen sind, bekommen kurz den Kelch mit den Hostien auf den Kopf gehoben.
Die Kommunionpraxis zeugt von einem großen Respekt vor dem Heiligen. Die Gemeinde wirkt einerseits jung und bunt, andererseits aber auch sehr traditionsbewusst. Die Gemeinde mit ihren Riten und Bräuchen scheint für viele Heimat zu bieten.
Am Ende des Gottesdienstes wurde ein hochzeitskuchenähnliches Gesteck nach vorne getragen. Dort waren zwei Feuer sprühende Pappraketen, wie man sie von Silvester her kennt. Sie wurden zur Ehre des hohen Besuchs angezündet und dann wurde fröhlich gesungen und geklatscht, wie bei einem „Happy Birthday“ bei uns! Unzählige gemachten Fotos werden dafür sorgen, dass dieser Gottesdienst so schnell nicht vergessen wird. Anschließend traf man sich bei bestem Herbstwetter vor und im Gemeindesaal. Dort gab es leckere Kostbarkeiten, so dass sich die Tische bogen: Alles Pikante und Süße, was die orientalische Küche hergibt!
Manfred Hösl SJ