Corona – war da was? Nach drei Jahren haben die Kar- und Ostertage wie eh und je bei uns stattgefunden! Wir durften gut, ja prall gefüllte Gottesdienste erleben! Viele Menschen waren engagiert und eingebunden, es wurde gebetet und gesungen – alle haben ihr Bestes gegeben!
Der Palmsonntag wurde mit drei Gottesdiensten gefeiert. Am Sonntag selbst gab es um 11h die traditionelle Prozession, durch die Engelwand. Wegen des großen Zuspruchs musste die Prozession verlängert werden und ein Prozessionswurm schlängelte sich über den ganzen Kirchvorplatz. Aber sonst wären die ersten schon wieder da gewesen, während die letzten noch gar nicht losmarschiert wären.
Freilich hält die Fröhlichkeit am Palmsonntag bekanntlich nicht lange an, denn spätestens mit dem Verlesen der Leidensgeschichte kippt die Stimmung – der Karfreitag leuchtet schon mal auf.
Der Abendgottesdienst nahm die beiden (!) Verräter ins Visier: Judas Iskariot, aber eben auch Simon Petrus!
Jetzt gab es drei Tage der intensiven Vorbereitungen. Am Gründonnerstagabend feierte die Gemeinde die Einsetzung des letzten Abendmahls. Traditionell stellen sich in diesem Gottesdienst bei uns die Teilnehmer*innen des Glaubenskurses vor. Benjamin und Lea-Charlotte erzählten für ihren Kurs von ihrem Weg zum Glauben. Es ist jedes Jahr neu für alle Christen in der Kirche bewegend, wie erwachsene Menschen von heute zum Glauben kommen.
Neben der Einsetzung der Eucharistie stand die Fußwaschung im Mittelpunkt: P. Hösl wusch den Taufbewerber*innen die Füße. Das ist für viele nicht leicht – schon der Petrus hatte ja Vorbehalte angemeldet, aber dann ließen es doch praktisch alle Teilnehmer zu. Es ist und bleibt einfach ein starkes Zeichen.
Zur anschließenden Ölbergsandacht hatten sich wieder verschiedene Freiwillige alleine, zu zweit oder in Gruppen zusammengetan, um eine Gebetszeit bis kurz vor 23:00 Uhr anzubieten. Es gab Gebete, Gesänge und viel Stille zwischendurch.
Der Karfreitag begann mit der Karfreitagsliturgie für Kinder, die wieder das Erstkommunionteam ausgerichtet hatte. Alle Kinder, auch die ganz Kleinen sollten kommen – und kamen auch. Mittels vieler Symbole und Malsachen gestalteten die Kleinen und Kleinsten ihren Karfreitag.
Um 15:00 Uhr begann exakt zur Todesstunde Jesu die Karfreitagsliturgie (die Theologen vermuten, dass Jesus genau am 7. April 30 um 15:00 Uhr gestorben ist). Wie immer ein ganz streng-liturgischer Gottesdienst, der ganz auf die Kraft der Liturgie setzt. In seiner Ansprache nahm P. Hösl SJ auf den von Hannah Arendt geprägten Begriff von der „Banalität des Bösen“ Bezug und wandte ihn auf die Passionsgeschichte an. Jesus ist nicht in erster Linie das Opfer brutaler Verbrecher, fieser Richter oder roher Soldateska, sondern wurde von ganz normalen, „banalen“ Ausführungsorganen verurteilt und exekutiert. Die Responsorialgesänge hat auch in diesem Jahr wieder Monika Becker übernommen.
Am Karsamstag gab es zunächst die farbenfröhliche Osterfeier der Syrisch-Katholischen Gemeinde, die ebenfalls in unserer Kirche ihr gesamtes Kar- und Osterprogramm absolvierte, was auch bestens harmonierte. Immer häufiger kommt es auch zu Überschneidungen und man besucht – trotz Sprachbarriere – gegenseitig die Gottesdienste. In diesem Jahr taufte P. Hösl SJ in Vertretung von Monsignore Maroun das erste Kind dieser Gemeinde – Subdiakon Awni Schaffo übersetzte und steuerte aramäische und arabische Gesänge bei.
Die deutsche Osternacht begann dann wieder um 21:00 Uhr mit der Lichtfeier und dem Einzug der Osterkerze in die dunkle Kirche. Lumen Christi – Deo gratias! P. Leblang sang das Exultet und alles lauschte den bekannten Lesungen von der Erschaffung der Welt und dem Durchzug durch das Rote Meer. Die Responsorialgesänge besorgte Frau Held, die Allerheiligenlitanei sang auch in diesem Jahr Monika Becker. Mit dem Gloria gingen dann die Lichter an und der Osterjubel verdrängte das Dunkel. P. Hösl predigte vom Comeback Jesu Christi, das bei allen Parallelen sich im Kern von den Comebacks der Stars unserer Zeit unterscheidet, da es ewig ist.
Jetzt folgte ein intensiver Tauf- und Firmblock, den P. Leblang leitete und in dem die Taufbewerber*innen getauft und gefirmt wurden. Langer Applaus der Gemeinde begrüßte die neuen Christen! Die Gemeinde hatte jetzt wieder das normale Eucharistiefahrwasser erreicht und sang beherzt ein Osterlied um das andere. Am Ende gab es frisch gesegnetes Brot sowie ein Glas Wein für alle, womit man auf das Wohl der neuen Christen anstieß – herzlich willkommen in Gemeinde und Kirche!
Auch der 11h Gottesdienst am Ostersonntag mit P. Hösl war eng besetzt, sehr feierlich und doch auch österlich-locker. Die Abendmesse zelebrierte P. Pfuff. Am Ostermontag gab es ein Hochamt um 11h und als weiteren Höhepunkt und Abschluss abends eine Musikalische Vesper, die Norbert Gembaczka (Orgel) und Peter Michel (Oboe und Englischhorn) spielten. Ein wunderschöner, ruhiger Gottesdienst und Ausklang gefüllter Kar- und Ostertage! Dass diese Tage so möglich gewesen waren verdankt sich sehr vielen Geistern. Herzlichen Dank allen, die durch ihr Mitwirken geholfen haben diese tollen Tage möglich zu machen. Es gab große Liturgien, herzliche Begegnungen von Einheimischen und Gästen, großartige Musik und Osterglauben schier zum Anfassen. Danke allen, die mitgeholfen haben!
Manfred Hösl SJ
Alle Bilder: Jasper Kortmann / https://j-kortmann.de