Jodelmesse

Steile Dogmatik und steile Musik am 2. Adventssonntag

8. Dezember 2019

Der zweite Adventssonntag fällt in diesem Jahr auf den 8. Dezember,  Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens (Erwählung Mariens). Es geht um Maria, das kostbare Gefäß in und mit dem Gott seinen Sohn in die Welt bringt. In der Abendmesse gab es vier Jodler. Anschließend luden „Die scheenen Jodlerinnen“ zum Jodelkonzert mit Jodelkonservatorium.

Das Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens ist eines der jüngsten dogmatisch festgelegten Feste. Erst 1854 verkündete Pius IX. in seiner Bulle Ineffabilis Deus (Der unbegreifliche Gott) das Dogma von der unbefleckten Empfängnis Mariens (Conceptio immaculata).

Vor allem für evangelische Christen, aber auch viele Katholiken starker Tobak. Geht es doch nicht um die Jungfrauengeburt Jesu, sondern die seiner Mutter Maria. Freilich gab es das Fest schon lange vor seiner Dogmatisierung. In der Ostkirche kennt man es seit dem 10. Jahrhundert.

Mindestens genauso spektakulär wie die Dogmatik war am Sonntag aber die Musik. „Die scheenen Jodlerinnen“ steuerten vier Gesangsbeiträge zum Gottesdienst bei und luden nach einer kurzen Pause im Anschluss zu einem begeisterten und begeisternden Jodelkonzert.

Nur eine Jodlerin stammt aus Bayern – Traudl. Sonst handelt es sich um echter Berlinerinnen, eine Schwäbin, ein Frau aus NRW, Niedersachsen und dem restlichen Deutschland. Das Jodeln gibt es somit längst nicht mehr nur südlich des Weißwurstäquators. Eines der Jodelhochburgen ist z.B. Georgien. Es handelt sich beim Jodeln um eine archische und anspruchsvolle Art ohne Worte zu singen, wie Ursula Scribano, die aus Österreich stammende Leiterin des Jodelchores im Konzert anmerkte. Jodeln kann jeder, weil es sich um Laute handelt, die dem Menschen mit den Genen mitgegeben wurden.

Es gab ein umfangreiches Programm mit 18 Jodlern. Neben vielen traditionellen Stücken gab es auch Jodler aus der Feder von Ursula Scribano und dem nicht ganz unbekannten Hubert von Goisern.

So etwa der bekannte Andachtsjodler. WIKIPEDIA meldet: Der Andachtsjodler (auch: Sterzinger Andachtsjodler, Mettenjodler, Rauhnachtjodler, Jodlerandacht) ist ein untextiertes geistliches Jodel-Lied aus Südtirol, das seinen Ursprung im liturgischen Umfeld der Christmette hat. Er ist heute auch in anderen liturgischen Zusammenhängen, aber auch in weltlichem Kontext, vor allem in der bayerisch-österreichischen Volksmusik verbreitet. Im Gottesdienst sangen „De scheenen Jodlerinnen“ diesen Jodler als Kyrie. Im Konzert wurde er dann mit dem Publikum eingeübt. Dazu hatte man extra „Textblätter“ (siehe Titelbild) ausgeteilt. Die Resonanz war gradios – es steckt viel Jodelpotential in den Berlinerinnen und Berlinern!  Ein Schelm wer hier an Loriots bekanntes Jodelkonservatorium mit der unvergessenen Evelyn Hamann und ihrem Jodeldiplom denkt.

Zum Jodeln braucht es somit weder hohe Berge noch Dirndl und Lederhosen. Das können nicht nur Bayern! Jodeln erobert die Städte und ist Teil des Kulturschatzes von Berlin.