Philosophische Predigt – Wolfgang Thierse

Wahrheit und Wahrhaftigkeit in der Politik angesichts der „Zeitenwende“.

Unübersehbar finden wir uns gegenwärtig in einer Zeit sich beschleunigender Veränderungsdramatik, der Gleichzeitigkeit verschiedenster umwälzender Entwicklungen – vom Ukrainekrieg bis zur Umweltkatastrophe. Unüberhörbar ist: Die Stimmung ist insgesamt gereizter geworden, die Auseinandersetzungen werden schärfer, die Aggressivität nimmt zu, die Zweifel und Ablehnung gegenüber der Demokratie werden stärker. Was können und dürfen wir in solcher Zeit von demokratischen Politikern erwarten und verlangen und was nicht? Was heißt politische Wahrhaftigkeit in demokratiegefährdender Zeit?

Wolfgang Thierse, geboren 1943 in Breslau, nach dem Abitur Schriftsetzerlehre in Weimar, Studium der Kulturwissenschaft und Germanistik an der Humboldt-Universität; bis 1990 tätig in der Akademie der Wissenschaften der DDR; 1990 Vorsitzender der SPD in der DDR, 1990-2013 Mitglied des Bundestages, dessen Präsident und Vizepräsident; viele Jahre Stellv. Vorsitzender der SPD und Vorsitzender der Grundwertekommission sowie des Kulturforums der Sozialdemokratie sowie Sprecher des Arbeitskreises Christen in der SPD.