Sie waren seit gut zwölf Jahren in St. Canisius ansässig, existieren aber schon viel länger: Der Bund evangelisch-katholische Einheit e.V. und die Jakobusbruderschaft. Seit 1954 hat sich in Sachen Ökumene vieles zum Positiven gewendet, so der derzeitige und letzte Sprecher des Kreises, Herr Jörg Hagen.
Jörg Hagen ist in St. Ludwig groß geworden, aber er ist evangelisch. Genauer: evangelisch – reformiert (uniert). Dennoch hat ihn das Katholische immer fasziniert. Auslöser war ausgerechnet die stockkatholische Oberpfalz mit der schönen Kirche in Waldsassen und dem Kult um Therese von Konnersreuth. Dennoch blieb und bleibt er evangelisch. Sein Anliegen: Man muss unterscheiden: Jesus und „Beigepacktes“ – auf ersteren kommt es letztlich an!
Über 12 Jahre koordiniert er und seine Mitstreiter den Bund für evangelisch-katholische Einheit e.V. und die ihr entspringende kleine Jakobusbruderschaft. Dahinter verbergen sich v.a. evangelische Christen, die für Katholiken bei ihren evangelischen Glaubensgeschwistern um Verständnis zu werben: Die Katholiken sind gar nicht so schlimm wie Ihr oft irrtümlich meint!
Leider rückten die Zeiten mit den großen Zahlen schon bald in immer größere Ferne. Bestand der hiesige Bund früher aus 60 bis 100 Leuten, so trafen sich 2020 gerade mal 20 und zudem eher ältere Semester im 2. Stock unserer Kirche. Jetzt hat Corona auch dem letzten tapferen Rest ein Ende gesetzt.
Früher war man auch auf Kirchentagen vertreten und es gab eine richtige bundesdeutsche Zentrale in Dalherda (Grenzgebiet Hessen / Türingen). Aber man musste das Haus mit den vielen Erinnerungen schon vor einigen Jahren verkaufen. Von katholischer Seite war lange Jahre der unvergessene P. Heribert Skirde SJ in Berlin in der Runde mit dabei. Die Mitglieder erinnern sich an viele schöne Fahrten u.a. nach Rom, Spanien, St. Petersburg. Aber auch das Reisen musste man schon länger einstellen.
In etwa vierzehntägigen Abständen gab es Treffen im II. Obergeschoss unserer Kirche, wozu regelmäßig Referenten gewonnen werden konnten. Es gab ein Frühjahrs- und Herbstprogramm, jeweils mit ca. sechs Veranstaltungen.
Die Treffen begannen mit Kaffee und Kuchen. Dann folgte ein Gebet und – gut protestantisch – die Losung des Tages. Manchmal, wenn Herr Börner da war, wurde ein Lied gespielt oder gesungen. Jetzt müssen die Liederhefte entsorgt werden. Nach der Stärkung hatte der Referent für gut eine halbe Stunde das Wort. Nach einer Diskussion beschloss ein Abschlusssegen die Veranstaltungen.
Der Bund für evangelisch-katholische Einheit e.V. ist eine evangelische Einrichtung, die in streng konfessionalistischen Zeiten schon auf Katholiken zugegangen ist, als die Kirchen sich noch schroff gegenüberstanden. Offensichtlich – das sah Jörg Hagen schon länger so – ist die große Zeit der Ökumene vorbei. „Die Jugend hat ganz andere Themen“, so sein Urteil. Es klingt ein bisschen Traurigkeit mit. Aber der Bund hat – auch in St. Canisius – über viele Jahre vieles bewegt und die Ökumene vor Ort gestaltet. Und vieles, wofür der Bund getrommelt hat, ist heute Gott sei Dank auch ökumenische Selbstverständlichkeit.
Spätestens Corona hat in den Kirchen eine Zeit des Ab- und Umbruchs eingeläutet. Viele Gruppen, Kreise, Initiativen, die über Jahrzehnte klasse Arbeit gemacht haben, sterben jetzt aus. Corona ist jetzt der Anlass der unausweichlichen Entwicklung und Ausdünnung zuvorzukommen und auch offiziell aufzuhören. Und so räumten Herr Hagen, sein Sohn und ein Mitstreiter gemeinsam heute ihren Spind im 2. Stock in der Kirche aus und gaben die Schlüsselkarte zurück.
Die katholische Gemeinde St. Canisius bedankt sich beim Bund für evangelisch-katholische Einheit für ihre jahrelange Lobbyarbeit für die Ökumene. In diesen Tagen dürfte es nicht leicht sein, Protestanten zu finden, die für Verständnis für ihre katholischen Glaubensgeschwister werben…
Pfarrer Manfred Hösl SJ