In einer sehr bewegenden Trauerfeier nahmen seine Familie, seine Mitbrüder und zahlreiche Freunde Abschied vom Provinzial der deutschen Jesuitenprovinz, P. Johannes Siebner SJ. Kurz vor seinem 59. Geburtstag war der gebürtige Berliner nach kurzer schwerer Krankheit verstorben.
Das Requiem für P. Siebner war für die Beteiligten eine gewaltige Organisationsleistung, die freilich mit Bravour gestemmt wurde. Das Provinzialat aus München, sowie die beteiligten Musiker und des Stream-Team aus der Erzdiözese hatten bei strengster Auslegung der Corona-Regeln einen würdigen Gottesdienst zusammengestellt.
Wegen der begrenzten Platzreserven musste man sich zur Feier anmelden. Durch den freien Raum und den großen Platz vor der Kirche konnten trotz Abstandsregeln gut 150 Personen Abschied feiern, darunter Familienangehörige, viele Jesuiten und Freunde des Verstorbenen.
Der Gottesdienst wurde vom derzeitigen Vizeprovinzial, P. Jan Roser SJ geleitet. Mit am Altar standen die Provinziäle Christian Rutishauser (CH) und Bernhard Bürgler (Österreich) sowie als Vertreter der Ordensleitung aus Rom P. Tomasz Kot. Aus dem Erzbistum war u.a. Prälat Stefan Dybowski anwesend. P. Siebners Sarg war direkt vor dem Altar mit drei Kränzen aufgebahrt. Für die musikalische Umrahmung hatte P. Clemens Blattert SJ zahlreiche Musiker*innen und Sänger*innen gefunden, darunter auch unseren Organisten Andreas Winkler.
In seiner Einführung stellte P. Vizeprovinzial Roser den formal immer noch amtierenden Provinzial Siebner mit treffenden Worten, Erinnerungen und Signalworten vor. Die Lesung aus Ezechiel 34, wo es um Gott selbst als den guten Hirten ging, trug Frau Spiewak vor. Das Evangelium las P. Provinzial Bürgler und die Predigt hielt P. Klaus Mertes, beide über lange Jahre enge Weggefährten.
P. Mertes wandte sich zunächst direkt an die anwesende, hoch betagte Mutter von Johannes, sowie dessen Geschwister. Dann führte er drei Punkte aus, die P. Siebners Wirken als Jesuit auszeichnete:
Da ist zunächst seine Bereitschaft Verantwortung, die an ihn herangetragen wurde, anzunehmen und nicht abzulehnen. Was Johannes schon bei der Annahme seiner Destinationen (Aufgaben im Orden) auszeichnete, das war sein Markenzeichen besonders in der Missbrauchskrise. Anders wie viele andere stellte sich der verstorbene Provinzial von Anfang an den Opfern als Gesprächspartner und Gegenüber zur Verfügung, hörte sich deren z.T. erschütternde Berichte geduldig an und stand zur kollektiven Verantwortung für das Leid, das auch durch und in Einrichtungen des Ordens jungen Menschen zugefügt worden war.
Das zweite Vermächtnis sei für ihn – so Klaus Mertes – ein Lied, das Johannes Siebner in Sankt Blasien und wo auch immer er war proklamiert hatte: AD MAIOREM DEI GLORIAM. Dahinter verbirgt sich das Motto des Jesuitenordens: (Alles) zur größeren Ehre Gottes! Die aus diesem ignatianischen Satz heraus zu spürende Einstellung wandte der verstorbene Jesuit besonders in seiner Pädagogik an. Mit den Worten des Tages- und seines vormaligen Primizevangeliums: Weide meine (= Christi!!!) Schafe! Die Untergebenen, seien es Schüler, Flüchtlinge oder Jesuiten, waren für den verstorbenen Lehrenden, Flüchtlingshelfer beim JRS oder Provinzial nicht persönliche Verfügungsmasse, sondern von Christus selbst anvertraute Menschen, die es zu hüten und zu fördern galt.
Zuletzt nannte P. Mertes noch ein Drittes, das Johannes Siebner auszeichnete: seine Freude! Mit seiner „Berliner Schnauze“ konnte Johannes Tische unterhalten, Jung und Alt begeistern! Aber seine Freude bestand nicht nur aus oberflächlichen Sketchen sondern gründete viel tiefer! Es ist die Freude der Auferstehung, die freilich auch um den Preis des Kreuzes weiß. Das Wissen um diesen Glauben erlaube dem Prediger in dieser Stunde von Freude zu sprechen, obwohl er sie ehrlicherweise derzeit nicht spüren kann. Trotzdem, so P. Mertes letzter, von Hoffnung gefüllte Satz: „Johannes, wir sehen uns wieder!“
Die Fürbitten für die Familie und die Anliegen von Johannes Siebner trugen Burghart Menke und seine Frau gemeinsam vor.
Das von den Musikern als Danklied gesungene „Von guten Mächten“ war sicher einer der emotionalen Höhepunkte der Zeremonie und läutete die Verabschiedung ein. P. Roser sprach nach dem Segen ein Abschiedsgebet am Sarg. Dann trugen Angestellte des Bestattungsinstituts die Kränze vorweg. Ihnen folgte der von vier Jesuiten getragene Sarg unter den gesummten Klängen von „Ad Maiorem Dei Gloriam“ durch die inzwischen geöffneten Pforten der Kirche auf den Kirchplatz hinaus, wo das Bestattungsauto schon wartete.
Obwohl es wegen Corona bewusst keinen Empfang gab löste sich die Trauergemeinde nur langsam auf. Viele waren von weither angereist und man traf alte Weggefährt*innen.
Die Beisetzung fand in der bei Jesuiten üblichen schlichten Weise auf dem Domfriedhof in Reinickendorf im engsten Familienkreis statt.
Weitere Trauergottesdienste für Johannes Siebner SJ finden in den kommenden Wochen u.a. in Hamburg, Bonn oder München statt. Termine, sowie ein Online-Kondolenzbuch finden Sie hier:
https://www.jesuiten.org/johannes-siebner
Ein großes Kompliment allen, die zu dieser würdigen Feier beigetragen haben, sei es in der Ordensleitung in München oder hier in Berlin vor Ort.
Manfred Hösl SJ