Bericht vom Jahrestreffen der Jesuiten in Vierzehnheiligen

„Ich setze den Fuß in die Luft, und sie trug“ (Hilde Domin)

Glauben heute leben und weitergeben – Bericht vom Jahrestreffen der Jesuiten in Vierzehnheiligen

Jährlich treffen sich die Jesuiten der nunmehr zentraleuropäischen Provinz (Deutschland, Schweiz, Österreich, Schweden und Litauen) in der Osterwoche. Dieses Mal wieder in Vierzehnheiligen, wo sie der dortige Wallfahrtspfarrer, P. Maximilian OFM (vormals Pfarrer in Berlin St. Ludwig) empfing. Das Treffen war geprägt von vielen Impulsen, Vorträgen, Statements, Zeugnissen, Gottesdiensten, einem Kabarett und viele informellen Gesprächen am Rande. Auch aus den drei Berliner Kommunitäten waren Mitbrüder angereist.

Am Dienstagvormittag gab es ein Podium, das den Glauben und seine Weitergabe aus drei sehr unterschiedlichen Sichten präsentierten: James Hanvey SJ arbeitet in der Curie SJ in Rom und brachte die Sicht Roms ein. Aus einer Weltperspektive sehen deutsche Probleme oft ganz anders aus. Die Dichterin Nora-Eugenie Gomringer, eine Meisterin des Wortes, wiederum thematisierte religiöse Sprache und die Sprachlosigkeit. Erzbischof Ludwig Schick a.D. wiederum gab zu, mehr Fragen als Antworten zu haben. Immerhin meinte er sagen zu können: Wir brauchen (1) gebildete und kommunikationsfähige Leute, (2) freundliche und zukunftsorientierte Leute, sowie (3) einfach und authentische Leute, wenn wir den Glauben an den Mann / die Frau / den Jugendlichen von morgen bringen wollen. Und, ganz wichtig: Stille! Viel Stille!

Überschrift war ein Satz von Hilde Domin: „Ich setze den Fuß in die Luft, und sie trug“. Das Vorbereitungsteam hatte das Treffen perfekt und mit viel Humor organisiert. Thema war die Weitergabe des Glaubens. Wie geht das? Am besten fragen… Z.B. junge Leute, die mit den Jesuiten zu tun haben. Dazu berichteten Jugendliche aus Basel, Litauen, Stockholm, Frankfurt, Innsbruck und Berlin von ihren Erfahrungen mit den Jesuiten und deren Werke, etwa die ISG am Canisiuskolleg. In Kleingruppen wurden die Statements aufbereitet und kommentiert.

Abends gab es sog. Ateliers: Einzelne Jesuiten stellen ihre Arbeit Interessierten vor. Darunter u.a. Stephan Rothlin mit einem viele Mitbrüder interessierenden Update aus China, Neues von den Senioren oder über den Islam. Eine weitere Gruppe hatte P. Jörg Alt angeregt – er gehört zu den Klimaktivisten der Letzten Generation. Er hat selbst keine Freude am Kleben und Blockieren von Zufahrtsstraßen, sieht aber dazu faktisch keine Alternative weil nichts anderes hilft. Aber hilft das Kleben? Oder schadet es gar? P. Alt ist in seinem Vorgehen nicht unumstritten…

Am Donnerstag gab es Themenkreise rund um den „Apostolischen Plan“, wo ich ebenfalls unsere Arbeit in St. Canisius etwas darstellen durfte. Mit dem normalen Curriculum (Weihnachten, Ostern, Sonntag, Kasualien…) werden immer noch viele erreicht. Und überaltert ist Canisius eigentlich auch nicht – auch wenn Teenager im Gottesdienst schmerzlich fehlen. Aber es braucht neben der offiziellen Pfarreiarbeit parallel Formen von neuer Seelsorge und Pastoral. Hier sind in den letzten Jahren gewachsen: Valentinstag, Saint Patricks Day, Red Wednesday, Philosophische Predigten, Tiergottesdienste, alternative Bußgottesdienste, Ausstellungen, Konzerte, usw. Der Königsweg zeichnet sich dennoch nicht ab. – Die anderen Standorte habe je eigene Chancen und Grenzen: So stehen den großen Innenstadtkirchen in München, Wien oder Luzern große Budgets für Kirchenmusik zur Verfügung mit denen Leute erreicht werden, die sonst nicht (mehr) kämen. Aber auch mit Bücher schreiben, Hochschulpastoral, Schul- und Kollegsarbeit, GCL- und Exerzitienarbeit u.v.a.m. versuchen die Jesuiten die Weitergabe des Glaubens heute zu bewerkstelligen.

Mindestens so wichtig wie das offizielle Programm freilich sind die Gottesdienste oder informellen Gespräche am Rande, sowie die Mahlzeiten. Auch dieses Mal waren wieder Gäste und Mitarbeiter*innen unserer Werke eingeladen. Dieses Mal z.B. Frau Martina Schneider und Stefan Keßler vom JRS. Gesprochen und zelebriert wurde Deutsch, Litauisch, Französisch und immer mehr Englisch.

Ein sehr kurzweiliges und unterhaltsames Symposion. Ergebnis: Hilde Domin hat recht…

P. Manfred Hösl SJ

Alle Bilder: Manfred Hösl