Baugeschichte

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Baugeschichte

Die Pfarrkiche St. Canisius in Berlin-Charlottenburg wurde am 30. April 1995 durch ein Großfeuer vollständig zerstört. Das war ein großer Verlust und ein lange nachwirkender Schaden für die Gemeinde. Die über Berlin hinaus bekannte, 1955 vom Architekten Reinhard Hofbauer geplante und neugebaute Kirche entstand nach den Zerstörungen des 2. Weltkriegs als ein Zeichen der Hoffnung und des Wiederaufbaus. St. Canisius war groß, hatte eine bemerkenswerte Form und verfügte in zwei Bankreihen über 450 Sitzplätze. Eine bedeutende Orgel unterstützte den angesehenen Kirchenchor. Als die Westberliner nach dem Bau der Mauer nicht mehr zur Hedwigskathedrale konnten, war St. Canisius in Westberlin die Kirche für zentrale Feiern, z.B. am Fronleichnamsfest. Der materielle Wert der Kirche war nicht gering: 12,5 Millionen DM erstattete die Allianzversicherung für den Brandschaden.

Bald nach dem Brand und der Beseitigung der Reste wollte die Gemeinde mit Zustimmung des  Erzbistums Berlin und der Jesuiten möglichst kurzfristig den Wiederaufbau verwirklichen. In einem eingeladenen Realisierungswettbewerb wurde der Neubau der Kirche und zugleich eine wirtschaftliche Verwertung der Freiflächen durch ein Seniorenzentrum und eine Neuordnung für die in zwei Gebäuden geteilte Kindertagesstätte ausgelobt. Ein Preisgericht gab im November 1996 eine schriftliche Empfehlung für die weitere Bearbeitung. Danach war die Kirchengemeinde verpflichtet unter Würdigung der Empfehlungen des Preisgerichts einen oder mehrere Preisträger mit den Architektenleistungen nach HOAI § 15, mindestens mit den Leistungsphasen 1-5 zu beauftragen, soweit die dem Wettbewerb zugrunde liegenden Arbeiten realisiert werden sollten. Die drei Preisträger waren: 1. Prof. Schmidt-Thomsen, 2. Dr. Edgar Wisniewski und 3. das Büro Büttner, Neumann, Braun.

Der Pfarrgemeinderat empfahl den Entwurf des zweiten Preisträgers weiterzuverfolgen. Denn er entsprach von den prämierten Entwürfen am ehesten den gottesdienstlichen Vorstellungen der Gemeinde. Dem Kirchenvorstand als gewählte Vertretung der Gemeinde oblag die Funktion des Bauherrn. Ihm gelang es nicht –  trotz intensiver Verhandlungen und der Unterstützung durch das kirchliche Bauamt – einen Architektenvertrag mit dem zweiten Preisträger zu vereinbaren. Daraufhin trennte sich der Kirchenvorstand von den Entwürfen des Wettbewerbs und erklärte diesen im August 1997 für aufgehoben. Diese Entscheidung führte zu einer Auseinandersetzung in der Gemeinde und zu einem bleibenden Zerwürfnis mit dem Architekten, das auch in den Pressemedien der Stadt öffentlich wurde. Der Unmut vieler über das Scheitern war groß. Aber der Kirchenvorstand hatte eine neue Handlungsfreiheit gewonnen. Zur besseren Kommunikation der Gremien wurde ein Bauausschuß aus je drei Mitgliedern des Kirchenvorstands und des Pfarrgemeinderats berufen und der bekannte Berliner Architekt Manfred Gehrmann um Mitwirkung gebeten.

Im gleichen Herbst griff der Jesuitenprovinzial in das Geschehen ein. Er löste den bisherigen Pfarrer P. Hans-Otto Husmann SJ ab und berief zum neuen Pfarrer P. Albert Giesener SJ, der am 15. Februar 1998 als Pfarrer eingeführt wurde. Auf Vorschlag von P. Giesener wurde im März 1998 mit Zustimmung aller Beteiligten Architekt Alois Peitz BDA aus Trier beauftragt, die Gemeinde beim Kirchbau  zu beraten und zu begleiten. Herr Peitz verfügte über eine dreißigjährige Kompetenz und Erfahrung als Diozesanarchitekt des Bistums Trier. Mit seiner kraftvollen und freundlichen Persönlichkeit, seinem Fachwissen und seines tiefen Verständnisses der Liturgie der katholischen Kirche moderierte Herr Peitz fortan die Beratungen des Bauherrn im Kirchenvorstand, im Pfarrgemeinderat und bei mehreren großen Pfarrversammlungen. Schon bei einer ersten Besichtigungsfahrt zu Kirchen am Niederrhein konnte im Bauausschuss der Gemeinde nach den bitteren vorangegangen Zeiten wieder herzlich gelacht werden. Zum Bauausschuss wurden dann auch der Superior der Jesuitenkommunität des Ignatiushauses, P. Hermann Kügler und der Vorsitzende der erzbischöflichen Kommission für sakrale Kunst und kirchliches Bauen, Domvikar Peter Wehr eingeladen.

Im September 1998 stellte Herr Peitz die Vorstellungen und Ergebnisse dieser Beratungen auf einer Pfarrversammlung vor. Danach vereinbarte der Kirchenvorstand mit dem 3. Preisträger des Wettbewerbs, also mit den Architekten Büttner, Neumann, Braun, der Gemeinde einen ganz neuen Entwurf für eine Kirche am Wege abzugeben. Die städtebauliche Planung sollte dabei Berücksichtigung finden. Auf der Grundlage dieses neuen Entwurfes konnte dann im Dezember 1998 mit Zustimmung des Erzbistums Berlin vom Kirchenvorstand der Architektenvertrag mit dem Architekturbüro Büttner, Neumann, Braun vereinbart werden. Darin wurde u.a. vereinbart, dass sich die Architekten im Rahmen des angenommenen Konzepts auf Wünsche und Anregungen der Kirchengemeinde einlassen und im Sinne der Partizipation einvernehmliche Lösungen erarbeiten.

Im Mai 1999 stellten die Architekten ihre Planungen auf einer Pfarrversammlung vor. In vielen Beratungen und Entscheidungen im Bauausschuss, Pfarrgemeinderat und vor allem im Kirchenvorstand wurde dann die Planung der Architekten und Fachingenieure bis zur Ausführungsreife beraten und entschieden. Für die Vergabe, Kostenüberwachung und Bauüberwachung wurde Architekt Peter Flucke, Bauplanungsbüro eins bis neun, Berlin hinzugezogen.

Im April 2000 wurde der bisherige Hort und die alte Sakristei abgerissen und mit dem Neubau begonnen. Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky feierte mit der Gemeinde am 8. Mai 2000 die Grundsteinlegung und weihte die Kirche am 28. Juni 2002 ein.

Im Jahr 2000 erwarb der kirchliche Bauträger, die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft mbH, Köln, das Grundstück des erzbischöflichen Erich-Klausener-Hauses an der Witzlebenstraße 30 und errichtete dort neu ein Wohn- und Geschäftshaus, sowie für die Kirchengemeinde ein Gemeindezentrum mit Saal und Jugendräumen. Diese Gebäude wurden im Herbst 2003 fertiggestellt. In dieses Haus verlegten neben anderen Eigentümern die Jesuiten von der Neuen Kantstr. 1 ihre Wohnungen und bezogen im Erdgeschoß die Räume des Forums der Jesuiten. Auch das Pfarrbüro bezog in diesem Neubau einige Räume am Kirchvorplatz.

Kirchbau

„Kirche ist (für Architekten und Bauherrn) eine nahezu ungewöhnliche Aufgabe geworden. In einer durchsäkularisierten Kultur bedarf es einer besonderen Findung der religiösen Aufgabe gerecht zu werden und gleichzeitig unsere Zeit nicht auszuschließen. Dies ist hier (in St. Canisius) in bemerkenswerter Form gelungen.
Mitten in der umgebenden Miethausbebauung in Sichtbeziehung zum Lietzensee steht in einem freien zurückhaltend gestalteten Feld der Kubus, der zunächst kaum eine Kirche vermuten lässt. Die Besonderheit des Ortes entschlüsselt sich erst von Innen. Ein ungewöhnlicher Raum, der sofort zur Kontemplation einlädt, der aber auch nicht eine Wiederholung überkommener Liturgie festlegt. Ein Ort, der offen ist, aber gleichwohl Gedanken im Spannungsfeld zwischen Innen und Außen, zwischen verschiedenen Orientierungsmöglichkeiten im Inneren, Beton, Pflasterboden und strukturierten Holzflächen zwischen innerer und äußerer Welt, zwischen Geschichte und Aktualität zulässt.
Wohltuend hier ein gelungenes Beispiel für die Integration historischer wie zeitgenössischer künstlerischer Artikulationen zu sehen. Hervorzuheben bleibt noch die kleine Kapelle, angegliedert, geradezu eingeschlossen in diesen freien Raum, ein Ort für äußerst konzentrierte Verinnerlichung.“

Aus der Auszeichnung beim Architekturpreis Berlin 2003

Kirchenraum

Neben der Anordnung der Kirche auf dem Grundstück mit der Durchwegung von der Straße zum Lietzenseepark, waren es vor allem innenräumliche Gestaltungselemente, die von Anfang an den Bauauschuss der Gemeinde diesem Entwurf zustimmen ließ. Die neue Kirche St. Canisius liegt in einem nach Westen offenen Häuserviertel, ihre Front öffnet sich über den Vorplatz zum Lietzenseepark. Für Fußgänger ist sie von der belebten Kantstraße und von der Suarezstraße gut zugänglich. Insofern entspricht dies den Vorüberlegungen der Gemeinde für eine zeitgemäße Kirche. Sie soll eine Kirche am Weg sein, im wörtlichen und weiterführenden Sinn.

Der ungewöhnlich große Freiraum, der sogenannte Offene Raum, zieht den Blick auf die Kirche auf sich und lockt viele an, die fragen, was ist dies für ein Gebäude. In der Gemeinde und im Bauausschuss löste er immer wieder Fragen nach dem Sinn, dem Zweck aus. Außen wie innen bildet er einen hohen Rahmen, der den Innenraum und die Außenansicht erweitert. So erinnert der Offene Raum an die Überhöhung einer barocken Kirche durch die Kuppel, z.B. des Doms von St. Blasien. In St. Canisius erscheint diese Erweiterung um 90 Grad auf die Erde gesenkt. Die Architekten sprachen anfänglich vom Paradies genannten Vorhof romanischer Kirchen oder vom Himmlischen Jerusalem. Obwohl auf dem oberen Platz manche liturgische Feiern möglich sind, stimmten Architekten und Gemeinde darin überein, dass dieser Offene Raum zweckfrei bleiben und nicht allgemein zugänglich werden solle.

Erst nach der Weihe der Kirche erfasste die Gemeinde bei den Gottesdiensten, dass der Offene Raum von innen durch das südliche, hohe Fenster den Anwesenden Freiheit gewährt. Die Gemeinde erfährt sich nicht eingeschlossen, der Blick kann durch das große seitliche Fenster in die Welt nach draußen wandern. Aber das Auge gleitet leicht wieder zurück nach innen, weil die hohe Betonwand hinter dem erhöhten Platz den Ausblick rahmt und einfasst. Der Trierer Künstler Guy Charlier, der den Altar aus Kalkstein entwarf, gab der Verbindung von außen und innen einen starken, sinnfälligen Ausdruck, indem er eine dem Hauptaltar ähnliche Skulptur auf den äußeren Platz stellte.

Überraschend für viele Besucher ist die Kirche innen ein heller, lichterfüllter und erhabener Raum. Die Hauptausrichtung weist nach Osten. Aber zugleich weitet sich der Raum nach einer sehr durchgearbeiteten Geometrie zu einer Durchdringung kreisförmiger und rechteckiger Formen, welche bis in den Offenen Raum erlebbar werden. Vom Eingang kommen die Eintretenden zuerst in einen Halbkreis, über dem die Decke schützend niedriger ist. Ein besonderer Lichteinfall durch eine das ganze Gebäude durchgehende Röhre macht auf den Tabernakel aufmerksam. Dies gibt dem Tabernakel eine herausgehobene Aufstellung. Am Tabernakel findet sich ein Ort der Andacht für die dort aufbewahrte eucharistische Brotspeise.

Von Osten dringt bei Tage durch ein hohes Glasfenster indirekt viel Licht in den hohen Raum. Das große Fenster wird durch eine bis zur Decke reichende Wand ‚verdeckt‘. Zwischen dem Eingang und dieser Wand erhebt sich mit 16 m Höhe der Hauptraum der Kirche. Rechts wird dieser Raum von einer Wand abgeschlossen, die unten durch ein 15 m langes und 6 m hohes Fenster geöffnet ist, das den Blick in den „Offenen Raum“ frei gibt.

Überraschend ist auch die Gestaltung der Marienkapelle. Sie ist im Gegensatz zum äußeren Sichtbeton und den verputzten Innenwänden ganz aus Lärchenholz neben dem Haupteingang errichtet. Sie dient dem stillen Gebet oder gemeinsamem Beten in kleiner Gruppe, z.B. des Rosenkranzes.

Die liturgischen Orte zur Feier der Gottesdienste sind also nicht kompakt angeordnet, sondern im ganzen Kirchenraum verteilt. Vor dem seitlichen Fenster befindet sich der Ort der Taufe. Das Taufbecken steht vor dem Fenster, dahinter ist eine niedrige Natursteinwand, an der Wasser herabfließen kann.

Massiv steht der nur 10 cm erhöhte Altar aus hellem Kalkstein im Zentrum. Vor dem Altar und der hohen Wand wird ein Kreis für die Versammelten freigehalten. Für die christliche Feier ist die Gemeinschaft, die Kommunion wesentlich. Daher sind die 150 Stühle für die Gottesdiensteilnehmer im Halbkreis so vor dem Altar so angeordnet, dass immer Platz für die Abläufe der Feier gegeben ist. Seitlich vor dem Fenster sind die Sitze für den Vorsitzenden des Gottesdienstes und Ministranten. Und gleich im Eingangsbereich wird der Besucher zur Heiligen Schrift geführt, wo auf einer Kalksteinstele eine schöne Bibel mit Bildern von Marc Chagall aufgeschlagen liegt.

Das Pflaster der Außenflächen führt in den Kirchenraum, der mit dem gleichen Mosaikstein aus grauem Sandstein gepflastert ist und zeigt, hier ist kein Wohnraum sondern Versammlungsraum.

An besonderen Festtagen oder Feiern werden die 11 m hohen Portaltüren geöffnet, sodass die äußere Welt in den Innenraum flutet und die Versammelten direkt ins Freie zum Kirchvorplatz gelangen. Das Orgelwerk wird einmal über dem Eingang eingebaut werden. Der Orgelspieltisch wird dort sein, wo jetzt ein Orgelpositiv aufgestellt ist. Vor dem Tabernakel befinden sich Kniebänke und Sitze und in der Nähe ist seitlich die Tür zum Beichtzimmer für den persönlichen Empfang des Bußsakraments.

Der Kirchenraum bietet also einen reichhaltigen, offenen Handlungsbereich für verschiedene kleine und größere Gruppen, für eine Vielfalt unterschiedlicher Feiern und Gottesdienste. Die Bestuhlung für insgesamt 230 Plätze in der Kirche ist variabel. Die halbkreisförmige Wand im niedrigen Teil hat eine durchgehende Sitzbank, auf der bis zu 80 Menschen sitzen können. Gewöhnlich sind nicht alle Stühle im Kirchenraum aufgestellt, die für Gottesdienste an Feiertagen oder großen Festen nötig sind.

Die Ausstattung der Kirche ist sparsam, auf das Notwendige beschränkt. Jedoch vier Bildwerke fallen auf: An der Nordwand wurde der Christuskorpus von Gerhard Schreiter aus der alten Kirche wieder angebracht. Beim Brand der Kirche glühte er aus. Trotzdem blieb er erhaben und eindrucksvoll: Sie sollen aufschauen zu dem, den sie durchbohrt haben.

In der Marienkapelle steht wieder die Mondsichelmadonna, welche 1943 mitten im Krieg Otto Moroder in Mayrhofen (Tirol) aus Lindenholz nach einer Vorlage aus Breslau schnitzte. Diese Figur überdauerte zweimal den Untergang der Kirche von St. Canisius – 1943 und 1995 – und wird von den Gemeindemitgliedern sehr geachtet.

Zum ökumenischen Kirchentag im Jahr 2003 wurde das Bild Golden fields von Winfried Muthesius erworben und hinter dem Altar angebracht.

Seit April 2006 hängt in der Nähe des Tabernakels ein kostbares Gemälde aus dem 16. Jahrhundert „Die Auferstehung Christi“.

Diese Kunstwerke ergeben für die Gläubigen einen Zusammenhang: Der Beginn des Lebens eines Menschen kann in der Marienfigur erkannt werden. Sie erinnert an die Darstellung der Verkündigung Mariens: Du wirst ein Kind empfangen, dem sollst du den Namen Jesus geben und er wird Sohn des Höchsten genannt werden. An den Tod und das Ende des Lebens erinnert der vom Kirchbrand gezeichnete Christuskorpus von Prof. Schreiter. Auf das neue Leben, das in der Auferstehung erhofft wird, weisen das Gold des Tabernakels, das Gemälde von der Auferstehung Christi und das Bild des Goldenen Felds über dem Altar hin. Zwischen diesen Stationen des Lebens befinden sich beim Gottesdienst die Menschen und erleben so die Wirklichkeit des menschlichen Weges von der Geburt über den Tod zur Auferstehung.

Gesamtgebäude

Die Außenansicht von St. Canisius ist sehr heller Sichtbeton, scharfkantig und sehr glatt, unterbrochen durch einige wenige große Glasfassaden, schmale längliche Fenster, die mittige hölzerne Pforte und die in die Außenkirche hineinragende, ebenfalls hölzerne Marienkapelle. Doch die Außenwände sind nicht nur hell, glatt und gleichmäßig in der Farbe, sondern sie haben eine Struktur optischer Rhythmisierung. Zum einen gliedern waagerechte Arbeitsfugen den Bau, zum anderen wurden längliche Vertiefungen um die regelmäßig angeordneten Ankerkonen der Schalung eingelassen. Sie bilden kleine Kreuze, die teilweise mit Metallplättchen überdeckt wurden, genauso wie die runden Konenlöcher. Das war eine Idee der New Yorker Künstlerin Joan Waltemath, die dadurch der Betonfassade je nach den Lichtverhältnissen eine schöne Lebendigkeit verlieh. Dieses künstlerische Konzept der Außengestaltung der Sichtbetonwände entspricht dem immer wieder in den Gremien der Kirchengemeinde geäußerten Wunsch, die Betonfassade Kirche anziehend, ansehnlich zu gestalten.

Lageplan St. Canisius

An der Nordseite des Gebäudes liegen die Sakristei, das Beichtzimmer und ein Gruppenraum für Unterricht und Betreuung von Kindern während der Gottesdienste. Im linken, nördlichen Gebäudeteil der Kirche befinden sich, was zunächst gar nicht auffällt, vier Stockwerke. Sie sind auch von aussen durch zwei Treppenhäuser und mit einem Aufzug zugänglich: Im 1. Stockwerk gibt es Lagerräume für kirchliche Gewänder und Ministrantenkleidung, sowie Toiletten und Garderoben. Im 2. Stockwerk sind zwei große Räume (50 und 80 qm) für Gruppen und die Gemeindearbeit. Im 3. Stockwerk befinden sich ein Stuhllager und die Einrichtungen der Haustechnik. Vom 4. Stockwerk lässt sich ein Teil des Daches als Terasse betreten, und eine kleine Treppe führt dort zu einem Ausblickpunkt zum Lietzensee. Die Hauptfläche des Daches ist als extensives Gründach ausgebildet.

Am Beginn des großen Kirchplatzes an der Witzlebenstraße steht der schlichte Glockenturm, 32 m hoch. In der mit Lärchenholz verkleideten Glockenstube erklingen vier Glocken, die bereits 1955 nach St. Canisius kamen.

Kunst in der Kirche

Guy Charlier entwarf und fertigte den Hauptaltar, den Tabernakel mit dem Ewigen Licht, die Kalksteinstelen für Taufe und Heilige Schrift, sowie die Steinskulptur im Offenen Raum.

Guy Charlier stammt aus Burgund / Frankreich, ist 1954 geboren und wohnt mit seiner Familie in Trier. Er erwarb 1978 in Paris mit Auszeichnung den Dipl. National des Beaux-Arts und beteiligte sich seit 1987 an verschiedenen Ausstellungen in Paris, Trier, Essen, Luxemburg und Mainz. Wesentliche Werke sind u.a. 1996 der Altar in der Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus in Bacharach, 1995 die Brunnenanlage Zemmer, Kreis Trier-Saarburg, nach einem Symposium in Bobenheim-Roxheim, 1989 die Brunnenfigur in Mondorf-les-Bains und die Brunnenanlage von Grevenmacher in Luxemburg.Jo Achermann entwarf und ließ

anfertigen die Taufschale, die Kerzenständer und Weihwasserbecken aus Metall sowie den Ambo und die beweglichen Bänke aus Ahornholz.

Jo Achermann, 1954 in Buochs (Nidwalden) / Schweiz geboren, lebt heute in Berlin und ist mit seiner Familie Gemeindemitglied von St. Canisius. Er absolvierte die Schule für Gestaltung in Luzern und anschließend von 1980 bis 1988 die Kunstakademie in Düsseldorf, wo er als Meisterschüler bei Prof. Günther Uecker studierte. Seit 1994 ist er Professor für Bildhauerei (plastisches Gestalten) an der BTU Cottbus.

Seit 1982 stellt Achermann regelmäßig aus (z.Zt. InnenAussen1 in Zug / Schweiz). Chorraum- und Altargestaltungen von Jo Achermann gibt es in den katholischen Kirchen von Oensingen, St. Niklausen bei Kerns, St. Hieronymus in Vitznau in der Schweiz.

Glocken

Die vier Bronzeglocken von St. Canisius wurden am 16. Oktober 1955 geweiht und in den ersten Glockenturm der St. Canisiuskirche eingehängt. Die Glocken hingen im Turm gut zu sehen. Nach dem Brand der Kirche im Jahre 1995 wurden die Glocken vor der Sprengung des Turmes abgehängt und in ein Lager außerhalb von Berlin gebracht.

Am 18. April 2002 kehrten sie wieder zurück und eine Woche später wurde das Stahlgerüst mit den Glocken in der holzverkleideten Glockenstube auf den Betonschaft aufgesetzt.

Die Glocken von St. Canisius wurden 1955 in der Glockengießerei Feldmann und Marschel in Münster gegossen. Sie tragen folgende Inschriften:

  • Jesu Christe, Rex gloriae, veni cum pace
    (Jesus Christus, König der Herrlichkeit, komm mit Deinem Frieden)
    Nominalton: d‘
  • Diese größte Glocke hat einen größten Durchmesser von 135 cm und wiegt 1.500 kg.
  • Sancta Maria, Regina mundi, esto nobis praesidium
    (Heilige Maria, Königin des Alls, sei du unser Schutz)
    Nominalton: e‘
    Diese Glocke hat einen Durchmesser von 119 cm und wiegt 1.000 kg.
  • Sancte Petre Canisi, confirma credentes, voca labentes
    (Heiliger Petrus Canisius, stärke die Glaubenden, rufe die Fallenden)
    Nominalton: fis‘
    Diese Glocke hat einen Durchmesser von 105 cm und wiegt 700 kg.
  • Sancte Joseph, morientes juva et nobis coronam implora
    (Heiliger Josef, hilf den Sterbenden und erfleh uns den Siegeskranz)
    Nominalton: a‘
    Diese Glocke hat einen Durchmesser von 86 cm und wiegt 370 kg.

Die Statik des Turms wurde von der GSE Ingenieurgesellschaft mbH Saar, Enseleit und Partner in Berlin nach dem Entwurf der Architekten Büttner, Neumann, Braun entwickelt. Die hierfür besonderen dynamischen Berechnungen für das Schwingungsverhalten des Glockenturms erstellten Dr. Ing. Th. Richter und Dipl.- Ing. S. Appelius von GuD Geotechnik und Dynamik Consult GmbH, Berlin.
Bei der Planung und Ausführung hat der Glockenbausachverständige für das Erzbistum Berlin  Dipl.-Phys. Andreas Philipp aus Freiburg i.Br. beraten.
Die Stahlbetonarbeiten führte die Firma HIB Brandenburg, das obere Stahlgerüst die Firma Züblin Stahlbau in Hosena, die Holzarbeiten die Firma Holzbau Sauer aus Dingelstädt und die Läutetechnik mittels Wanderfeld-Linearmotoren die Firma Wolfgang Schmidt aus Berlin aus.

Adressen der Ingenieure, Künstler und Firmen

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