Aschermittwoch 2025 – Leben und leben lassen auf der Arche Noah …

Mit drei Gottesdiensten eröffnete die Gemeinde St. Canisius die diesjährige Fastenzeit. Leitthema war die Geschichte von Noah und der Arche …

Die Kinder und einige Erwachsene eröffneten den Gottesdienstreigen am Morgen. Man hatte ein Liedblatt mit flotten Mitmachliedern entworfen, die alle Gottes gute, freilich bedrohte Schöpfung zum Thema hatten. Noah hatte von Gott den Auftrag ein großes Schiff, die Arche, zu bauen. In der Arche lebte Noah mit seiner Familie, sowie von allen Tieren je ein Männchen und ein Weibchen, 40 Tage und Nächte auf engsten Raum. Kaum war das letzte Tier reingelaufen, reingeflogen oder reingehüpft, fielen die ersten dicken Tropfen. Jetzt kam die Flut und es regnete 40 Tage in Strömen, so dass die ganze Erde und alles Leben auf ihr ertrank und ersoff. Nur Noahs Familie und die Tiere in der Arche überlebten!

40 Tage lebten Mensch und Tier, Große und Kleine, gemeinsam auf dem Giga-Schiff eng aneinander. Und wohl bald auch mit symphonisch knurrenden Mägen. Hunger! Das Wunder war: Die Tiere fielen nicht übereinander her! So ein hungriger Löwe oder Tiger muss sich doch nach einigen Tagen Zwangsdiät gedacht haben: Das kleine Lämmchen oder die einsame Ziege – die hol ich mir! Der olle Noah kann bei dem Gewusel hier doch unmöglich mitkriegen, dass ein Tier fehlt!

Aber nein: Alle Tiere, auch die großen, rissen sich am Riemen! Warum wohl? Die Kinder stellten viele interessante und originelle Mutmaßungen an.

Ein jüdischer Rabbi freilich hat eine andere Theorie: Alle Bewohner der Arche, ob groß ob klein, wussten instinktiv: Entweder wir kommen alle gemeinsam aus der Katastrophe raus oder keiner wird überleben! Wenn jetzt einer sich ein Vorrecht rausnimmt und sich ein Opfer schnappt, dann wird das zum Fanal für andere: Ich auch! Dann gibt es in Nullkommanix ein Hauen und Stechen, ein fressen und gefressen werden. Am Ende wird dann keiner seines Lebens froh. Wir müssen uns jetzt alle (!) zusammennehmen!

Alle oder keiner! Die alte Geschichte wiederholt sich seitdem auf verschiedenen Ebenen: Eine Familie in beengten Wohnverhältnissen kann so eine Arche sein. Wenn einer sein Vorrecht, z.B. auf das größte Zimmer anmeldet, werden die anderen das so einfach hinnehmen? Ein kleines Klassenzimmer kann ebenfalls zur Arche werden: Kommen wir alle gut durchs Schuljahr oder machen sich Schüler und Lehrer das Leben gegenseitig schwer? Oder ein Seniorenheim, wo man wegen knappen Personals ebenfalls Abstriche machen muss.

Und sogar die eine, kleine Erde kann man als Arche sehen: Nur unsere Erde hat diese Breite an Tieren und Pflanzen. Nicht wenige sind vom Aussterben bedroht. Die Menschen haben dabei eine besondere Verantwortung für Flora und Fauna, denn nur der Mensch kann Verantwortung übernehmen. Wird der Mensch dieser Verantwortung nachkommen? Wird die derzeitige Generation Verantwortung übernehmen? Oder wird sie die Erde ausbeuten und sagen: Nach uns die Sintflut?

Das Motiv rund um Noah war auch in den Gottesdiensten für die Senioren und im Gemeindegottesdienst Thema. Alle drei Gottesdienste waren gut besucht, besonders der Gemeindegottesdienst am Abend. Vielen Dank allen, die vor und hinter den Kulissen diesen reichhaltigen Aschermittwoch ermöglicht haben. Allen eine gesegnete Fastenzeit!

P. Manfred Hösl SJ

Bilder: Jasper Kortmann