Alle zwei Jahre treffen sich die Pfarrer und Cityseelsorger der Jesuiten aus Mitteleuropa zu einem Austausch. Diesmal traf man sich in der schönen (aber auch teuren!) Schweiz, im Lassallehaus bei Zug, südlich von Zürich. Gekommen waren Jesuiten aus Stockholm, Vilnius, Brüssel, Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt, München, Innsbruck und Wien.
Wie immer gab es zunächst eine lange und intensive Anhörrunde. Dabei wurden die Unterschiede der Standorte einmal mehr deutlich. Die großen volkskirchlichen Tanker wie München St. Michael oder Innsbruck haben ganz andere Freuden und Sorgen als die Diasporakirchen in Hamburg oder Berlin. Köln setzt auf Kunst und spielt dort gleichsam auf Weltniveau mit, während Kunst bei anderen gar keine Rolle spielt.
Der Pfarrer von Vilnius berichtet von 62 (sic!) Hochzeiten im vergangenen Jahr – der Mitbruder von Wien kann gar keine vorweisen. Stockholm brummt und floriert, in der Schweiz fehlt es an Jesuiten – bei der eigenen Tagung war keiner da! Usw.
Am Mittwochvormittag wurde dann P. James Hanvey SJ aus Rom zugeschaltet – irre, was da inzwischen an Technik möglich, ja selbstverständlich geworden ist! Sein Thema: The profil of a jesuit parish / church. Er hat den Seelsorgern Mut gemacht eigene Wege zu gehen, je nach dem, was vor Ort nötig ist und Chancen bietet. Das ist Nachteil und Vorteil zugleich: Es gibt kein Schema F! Oder wie die Schweizer zu sagen pflegen: Das ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich…
Am Nachmittag gab es ein Kulturprogramm: die Besichtigung der Luzerner Jesuitenkirche. Leider musste der einzige dortige Jesuit, P. Hans-Ruedi Kleiber SJ, ins Krankenhaus, so dass P. Tony Kurmann einsprang. Die wunderschöne Barockkirche erreicht mit ihrer hochklassigen Musik und P. Kleibers ebensolchen Predigten jedes Wochenende in drei Gottesdiensten Hunderte von Menschen. Aber P. Kleiber macht dies seit fast 20 Jahren und ein Nachfolger ist nicht in Sicht – er ist der einzige Jesuit in Luzern! Der Einzelfall ist leider kein Einzelfall!
Wie bei anderen wird das Kirchenpublikum auch zunehmend grauer. Wie erreicht man jüngere Leute? Mit Social Media? P. Pascal Meyer SJ, der neulich im Canisiuskolleg noch arbeitet und vor einigen Wochen in St. Canisius predigte, wird jetzt vom Provinzial dazu ins Rennen geschickt. Das war auch eines der Themen und Anliegen des abschließenden Mittwochvormittags, den P. Provinzial Thomas Hollweck SJ mit einem Statement eröffnete. Seine Frage an die Pfarrer und Kirchenrektoren: „Was würde mich, wenn ich in einem Jahr zurückschaue, freuen?“ Fehlenden Nachwuchs beklagen ja nicht nur die Pfarrer – das gibt es in allen Apostolaten der Jesuiten, seien es die Schulen und Hochschulen, die Sozialarbeiter oder die Exerzitienleute.
Dennoch: Man darf nicht nur auf das schauen, was nicht (mehr) geht, sondern muss auf die verbliebenen Möglichkeiten sehen. Und die sind immer noch enorm – so Provinzial und Pfarrer unisono. In zwei Jahren werden wir uns bei P. Pfarrer Christoph Soyer in Frankfurt treffen. Er macht dort mit P. Gundolf Krämer SJ Citypastoral im Schatten der Hochhäuser von Mainhattan…
P. Manfred Hösl SJ
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