Nachlese – JRS Sommerfest, Abschied von P. Pfuff und Staffelübergabe

Am Sonntag, 16. Juni 2024, feierte der JRS sein traditionelles Sommerfest, diesmal freilich mit einem lachenden und einem weinenden Auge…

Schon lange hatte der JRS (Jesuit Refugee Service) sein traditionelles Sommerfest geplant, aber dann bekam es seit wenigen Wochen doch einen ganz anderen Charakter: Der Direktor, P. Claus Pfuff SJ, verlässt nach sechs Jahren den JRS, weil er in Innsbruck den dortigen zum Provinzial gewählten Novizenmeister P. Thomas Hollweck SJ ablösen soll. P. Pfuff SJ ist diesem Ruf natürlich nachgekommen, obwohl ihm der Abschied sichtbar schwerfällt.

Das, was seine Arbeit im JRS ausmacht, war auch im Abschiedsgottesdienst und bei den sich direkt anschließenden Grußworten zu sehen und zu hören. Die Arbeit für Geflüchtete beim JRS hat konkrete Gesichter! Das kann man auch an der flankierenden Ausstellung in der Kirche sehen: Große Fotos von Geflüchteten und größtenteils jetzt ehrenamtlich engagierten Mitarbeiter*innen, die aus ihrem Leben erzählen. Es geht darum nicht nur abstrakte Zahlen zu veröffentlichen, sondern Lebensgeschichten sprechen zu lassen, konkrete Schicksale kennenzulernen. Das geht nicht selten unter die Haut, aber unter dem Strich sind es „Mutmachgeschichten“, so im Titel der Ausstellung. Bei allem, was sie erlebt haben und durchmachen mussten – sie haben es geschafft und sind damit Mutmacher für andere!

Darauf nahm auch P. Pfuff bei seiner vorerst letzten Predigt Bezug. Die Geschichten „seiner“ Geflüchteten haben ihn und andere bewegt. Mit Hilfe der anderen Mitarbeiter im Team, den vielen Ehrenamtlichen des JRS und nicht zuletzt den Spenderinnen und Spendern konnte eine effektive Hilfe organisiert und auf- und ausgebaut werden. Das fachmännische Urteil des JRS wird insbesondere in der Härtefallkommission geschätzt, die letztlich darüber entscheidet, ob ein Geflüchteter bleiben darf oder abgeschoben wird (das letzte Wort hat freilich immer der Innensenator, der freilich für das professionelle Votum des JRS dankbar ist).

Über viele Jahre haben Claus Pfuff SJ und seine Vorgänger P. +Fridolin Pflüger, Martin Stark u.a. eine Marke aufgebaut. Geflüchtete sollen Hilfe erfahren, aber sie müssen auch einen eigenen Beitrag leisten. Es gilt möglichst schnell die deutsche Sprache zu lernen und nicht in die vertraute Comunity der eigenen Herkunft und Sprache abzutauchen oder gar ins Drogenmilieu abzugleiten. Die meist jungen Männer werden angehalten auch dem Druck der Familie zu Zuhause zu wiederstehen, das schnelle Geld aus dem vermeintlich reichen Westen zu schicken. Besser als bei einer Security-Firma anzuheuern ist es eine solide Ausbildung zu machen und sich so einen Platz in der Gesellschaft zu erkämpfen. Alle die sich darauf einlassen werden durch das Accompanyprojekt gefördert, das Sibylle Geffke für den JRS organisiert. Ihre Stelle verdankt sich eines leider inzwischen verstorbenen Sponsors und Bauunternehmers.

So mancher Geflüchteter dankt die Hilfe für selbst erfahrene Hilfe mit einem Engagement als Ehrenamtlicher beim JRS. Dort trifft man derzeit auf Freiwillige, Mitarbeitende oder Lehrlinge aus der Ukraine, Afghanistan, Ägypten, Äthiopien, dem Sudan u.a. Ländern. Über Religion wird oft diskutiert, aber sie spielt bewusst keine entscheidende Rolle.

Ein Mittel von P. Pfuff und seinem Team waren sog. Habibi-Feste (Freundesfeste). Meist kochen mehrere Geflüchtete ein leckeres, typisches Gericht aus der Heimat, man übt sich in der deutschen Sprache, erzählt sich seine Geschichte und es wird viel gelacht. So entstand im Lauf der Jahre ein Stamm von Freiwilligen jeglicher Couleur, Religion und Sprache, der auch das Sommerfest vorbereitete, die vorbereiteten Wraps anbot oder die Gläser mit Wein oder Wasser nachfüllte.

Unmittelbar nach dem gerafften Gottesdienst gab es vier Grußworte, die alle unter die Haut gingen. Dazwischen spielten zwei afghanische Musiker auf einem traditionellen Saiteninstrument bzw. bongoartigen Trommeln und sorgten für typisches JRS-Lokalkolorit

Den Anfang der Grußworte machte der ehemalige Missionsprokurator und jetzige Delegat für Sozialapostolate, P. Klaus Väthröder SJ aus Nürnberg. Er las ein Dankschreiben des Provinzials für Claus Pfuff vor, sowie ein Ernennungsschreiben für den neuen Direktor des JRS in Berlin, Herrn Stefan Keßler sowie dessen Stellvertreter Kerollous Shenouda, ein koptischer Christ aus Ägypten. Zusammen mit der bereits erwähnten Sibylle Geffke (Accompanyprojekt), Martina Schneider (Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit), Ali Keramati, Yohannes Bekele und Fabian Kaspers (Büroleitung und Volunteers), Natalia Lomonosova (Geflüchtete aus der Ukraine) und dem durch das Programm führenden Omran Rashidy bilden sie das JRS-Team Berlin.

Für das Bistum sprach Generalvikar P. Manfred Kollig den Dank und Respekt für die Arbeit des JRS sowie insbesondere das Engagement von P. Pfuff aus. Katharina Kroll, Journalistin der Deutschen Welle und Wegbegleiterin von P. Pfuff SJ sprach mit viel Empathie für die vielen Freunde des JRS. Ali Ali Ali (das bedeutet: Der Vater und Großvater von Ali hießen ebenfalls Ali…) sprach für die Geflüchteten. Der junge Mann aus Libyen sitzt seit einem Bombenattentat im Rollstuhl und wird von der JRS-Comunity wegen der vielen Alis auch „Rollstuhl -Ali“ genannt. Mit einfachen Worten erreichte er die Herzen der Menschen in der überfüllten Canisiuskirche. Den Grußwortreigen schloss der Superior der Jesuiten, P. Klaus Mertes SJ ab, der die drei Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams am Beispiel des scheidenden P. Pfuff durchdeklinierte. Alle Grußworte galten sowohl ihm, dem scheidenden Direktor als auch dem Team, das jetzt gemeinsam unter der Leitung des Duos Keßler / Schenouda die Arbeit weiterführt.

Beim letzten Grußwort öffneten sich schon die großen Kirchentüren und draußen erwarteten kühle Getränke und Häppchen die jetzt doch ausgehungerten Zuhörerinnen und Zuhörer…

Alle Bilder: Jasper Kortmann – j-kortmann.de